Oberkirche (ehemalige Franziskaner-Klosterkirche)

Nahe der südlichen Stadtmauer siedelten 1248 Franziskaner-Mönche (Barfüßer). Sie erbauten eine rund 60 Meter lange und 11 Meter breite Hallenkirche, die im Osten mit einer geraden Wand und drei großen Fenstern abschließt. Der 1461 an der Nordseite vollendete Glockenturm erhielt erst 1746 seine barocke Haube. Nachdem in Arnstadt 1533 die Reformation eingeführt worden war, wurde 1538 das Franziskanerkloster aufgehoben. Die Konventsgebäude dienten von 1540 bis 1561 als gräfliche Erziehungsanstalt, nach dem Stadtbrand von 1581 (der neben der Bonifatiuskirche als Hauptkirche der Stadt auch das Pfarrhaus und die Schule zerstört hatte) beherbergte das Kloster die städtische Lateinschule und die Superintentur. Heute sind hier Büros der Kirchenverwaltung Arnstadt-Ilmenau untergebracht.

Als neue Hauptkirche der Stadt erhielt die Oberkirche 1595 auf der Südseite einen hölzernen Fürstenstand und 1624 im Westen eine größere Orgelempore. Weitere Emporen und Kirchenstände folgten 1715/16. Aus dem Jahr 1642 datiert der eindrucksvolle Hochaltar im Chorraum. Er zeigt auf drei Reliefs das letzte Abendmahl, darüber die Kreuzigung und Auferstehung Christi, flankiert von je zwei Evangelisten sowie in Nischen Moses und Johannes bzw. Petrus und Paulus. Seit 2007 wird das ehemalige Gotteshaus mit seiner 1725 erneuerten Holztonne schrittweise saniert.

An der Oberkirche wirkte von 1641–1692 Heinrich Bach als Stadtorganist. Nach längeren Diskussionen folgte ihm zwei Jahre später sein Schwiegersohn Christoph Herthum (1651–1710). Auch wenn bislang keine eindeutigen Belege bekannt geworden sind, liegt die Vermutung nahe, dass Johann Sebastian Bach auf der 1611 von Ezechiel Greutzscher erbauten Orgel wenigstens vertretungsweise Gottesdienste begleitete. Neue Kirche

Oberkirche und Superintendentur März 2018, Klostergebäude und Innenaufnahmen im November 2018.
Bildrechte Bach-Archiv Leipzig (Markus Zepf)