Ohrdruf – Eifriger Schüler seines Bruders

Im Alter von zehn Jahren wurde Johann Sebastian Bach 1695 Vollwaise. Gemeinsam mit seinem drei Jahre älteren Bruder Johann Jacob Bach zog er von seiner Geburtsstadt Eisenach ins etwa 40 Kilometer entfernte Ohrdruf, wo der älteste Bruder Johann Christoph seit 1690 als Organist an der Stadtkirche St. Michaelis wirkte. Während Johann Jacob im folgenden Jahr nach Eisenach zurückkehrte und beim Nachfolger seines Vaters eine Lehre als Stadtpfeifer begann, besuchte Johann Sebastian bis Frühjahr 1700 die Ohrdrufer Lateinschule.

Die Michaeliskirche in Ohrdruf hatte eine lange Tradition. Bereits um 725 stiftete der Missionar Bonifatius an den Ufern der Ohra ein Kloster nebst einer dem Erzengel Michael geweihten Kapelle. Sie wurde zum Zentrum der Siedlung, die 1390 die Stadtrechte erhielt. Die Grafen von Gleichen regierten bis 1631 in Schloss Ehrenstein, nach deren Aussterben fiel die Herrschaft mit der Stadt Ohrdruf an die Linie Hohenlohe-Neuenstein. Die 1747 datierte Federzeichnung des Ingenieur-Hauptmanns Johann Zacharias Krieg beschreibt die Aufteilung der Stadt in vier Quartiere und nennt insgesamt 775 Häuser, die Langenburgischer, Neuensteinischer oder gemeinsamer Besitz sind.

Am 3. Januar 1736 führten Johann Christoph Bach jun. und sein jüngerer Bruder Johann Bernhard Bach anlässlich einer Hochzeit die Kantate Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen auf, die mit großer Wahrscheinlich mit Johann Sebastian Bachs Kantate BWV 195.1 identisch war.

Stadtbrände zerstörten 1753 und 1808 große Teile der Innenstadt mitsamt Teilen der Aktenüberlieferung. Weitere Zeugnisse der Bach-Zeit vernichtete der Zweite Weltkrieg.

Bildrechte Landesarchiv Baden-Württemberg – Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Sign. GA 100 Nr. 1129)