Rathaus

Die Ostseite des Marktplatzes nimmt das historische Rathaus ein, das 1508 als Weinkeller erbaut wurde. Der heute dreigeschossige Bau mit seinem traufseitigen Turm entstand 1564 durch einen tiefgreifenden Umbau, bei dem Hans Leonhard die Renaissance-Reliefs aus hellem Sandstein schuf (das untere linke Relief enthält die Datierung in deutsch-lateinischen Buchstaben). Seit 1596 beherbergt das Gebäude das Rathaus. 1636 brannte das Gebäude bis auf das erste Geschoss ab, beim Wiederaufbau 1641 erhielt es zur Marktseite den markanten Uhrturm mit Schlagglocke. Nördlich angeschlossen war seither die Ratswaage, die sich seit einem Umbau 1812 mit dem Rathaus unter einem Dach befand und mit dem Rathaus bei einem alliierten Bombenangriff am 9. Februar 1945 stark beschädigt wurde. Am Sandsteinsockel des Erkers ist die eiserne Nachbildung des im 17./18. Jahrhundert gültigen Sachsen-Weimarer Fußmaßes eingelassen (1 Fuß = 12 Zoll zu 12 Linien = 281,9786 mm). Anders als beim Längenmaß galten im Herzogtum regional unterschiedliche Gewichts- und Getreidemaße, die zum Teil von Ort zu Ort variierten.

Als Leiter der Eisenacher Stadtmusik musste Johann Ambrosius Bach mit vier Gesellen täglich um 10 und 17 Uhr vom Rathausturm abblasen. Von diesem Dienst auf dem Stadthaus leitet sich die in Thüringen übliche Bezeichnung "Hausmann" für den Leiter der Stadtmusik ab, wie sie auch in Johann Sebastian Bachs Taufeintrag vermerkt ist.

Bildrechte: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)