Michaeliskirche

Kloster und Kirche Sankt Michaelis waren 956 durch Hermann von Billung und seinen Bruder Amelung, Bischof von Verden, als adeliger Konvent unterhalb der fürstlichen Burg am Kalkberg gegründet worden. Nach der Zerstörung der Burg folgte ab 1376 der Neubau von Kirche und Kloster am heutigen Standort. Spätestens 1418 war das Langhaus, 1430/34 der mächtige Westturm fertiggestellt.

Um 1415 entstand ein Hochaltarschrein mit Doppelflügel, in dessen Zentrum eine goldene, edelsteinverzierte Reliefplatte mit Darstellungen aus dem Leben Jesu und Mariens angebracht war. Umgeben war sie von verschieden großen Fächern, in denen 88 Gefäße mit dem mittelalterlichen Reliquienschatz aus Gold, Silber und Elfenbein standen. Mittels eines Nachschlüssels verschafften sich der aus Sachsen gebürtige Räuber Nickel List und seine Bande in der Nacht vom 6. März 1698 Zugang zur Michaeliskirche, wo sie die goldene Tafel samt großer Teile des Kirchenschatzes stahlen. Die Reste des Hochaltars wurden 1790 abgebaut und Teile an die Landesgalerie Hannover verkauft. Reste zweier großformatiger Bildfolgen zur Legende des Heiligen Benedikt wurden ebenfalls nach Hannover sowie in eine Lüneburger Sammlung überführt, aus der 1891 das heutige Museum für das Fürstentum Lüneburg hervorging (seit 2011 Museum Lüneburg). Im Zuge einer klassizistischen Umgestaltung ließ Landschaftsdirektor Friedrich Ernst von Bülow schließlich 1792–1794 das Innere der Kirche umfassend verändern, sodass sich dem Besucher heute ein schlichter und freundlicher Raum öffnet.

Zur Ausstattung der Bach-Zeit gehörte die 1602 von David Schwenke aus Pirna gefertigte Sandsteinkanzel. Als Kanzelträger dient die beinahe lebensgroße Figur des Apostels Paulus mit Bibel und Schwert. Die Kanzelbrüstung enthält in 15 Feldern Bibelsprüche, Szenen aus dem Leben Christi sowie die sitzenden Figuren der vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Anlässlich der Kirchenrenovierung 1865 wurde der Kanzelkorb um zwei Bildfelder erweitert und zugleich höher gesetzt, die Treppe entsprechend verlängert und mit zwei Figuren verziert. Der ebenfalls neue Schalldeckel ist an jenem von 1671 orientiert.

Zu Bachs Zeit befand sich die aus vorreformatorischer Zeit stammende Orgel an der Nordwand. Jacob Scherer aus Hamburg baute sie 1538–1552 um und fügte 1551 ein Rückpositiv hinzu. Auf Wunsch des Landesdirektors untersuchte der Hamburger Orgelbauer Arp Schnitger das Instrument und stellte am 13. April 1683 in seinem Gutachten fest, „daß es ein über auß altes werck ist, woran fast nichts zu finden, das noch etwas taug“. Sein ehemaliger Mitarbeiter Mathias Dropa erstellte 1705–1707 einen Orgelneubau mit 43 Registern auf drei Manualen und Pedal an der Westwand vor der Turmhalle; das historische Gehäuse enthält seit 1931 ein Werk der Firma Furtwängler & Hammer, Hannover, mit 49 Registern auf drei Manualen und Pedal.

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