Der weithin sichtbare Schlossturm prägt Weimars Stadtbild. Der wohl auf älteren Resten im 12./13. Jahrhundert errichtete zylindrische Unterbau besaß noch zur Bach-Zeit einen gotischen Spitzhelm. Baumeister Gottfried Heinrich Krohnes konzipierte 1726–1729 die achteckige zweigeschossige Turmhaube in einer kupferverkleideten Holzkonstruktion. Nun fanden im Schlossturm fünf klangschöne (erhaltene) Glocken ihren Platz, die Nikolaus Jonas Sorber aus Erfurt bereits 1712/13 gegossenen hatte und die zuvor im Schlosshof in einem Holzgestell geläutet wurden. Die Turmlaterne mit der abschließenden Bekrönung (in der die Schlagglocke hängt) wurde 1752 verändert und wohl zu dieser Zeit auch das Hofdamenhaus neben dem Schlossturm vollendet. Das historische Ensemble um Schlossturm, Torbau und Hofdamenhaus blieb im Mai 1774 von dem Schlossbrand verschont.
Südlich an den Schlossturm schließt der Torbau mit seinem verwinkelten, kreuzähnlichen Grundriss an. Seine ältesten Teile datieren ebenfalls ins 12./13. Jahrhundert und bildeten die Südwestecke der mittelalterlichen Fürstenburg. Über der inneren Tordurchfahrt befindet sich der älteste Weimarer Wappenstein mit landgräflichem Wappen, dessen lateinische Inschrift berichtet: „A[nno] na[ti]vitate d[omi]ni mccccxxxix sunt hec arma turingica et structura valfe co[m]pleta“ (Seit des Herrn Geburt 1439 sind diese thüringische Wehr und der Bau des Thores vollendet worden).
Sein heutiges Aussehen erhielt der Torbau ab 1531 durch Nikolaus Gromann. Da hier zeitweise das Gericht untergebracht war, ist der Torbau bis heute einer der vermuteten Orte von Bachs Arretierung, zu der das Hofprotokoll lediglich festhält, dass der Hoforganist und Konzertmeister vom 6. November bis 2. Dezember 1717 „wegen seiner Halßstarrigen Bezeügung v. [= und] zu erzwingender dimission, auf der LandRichter-Stube arrêtiret, v[nd]. endlich d[en]. 2. Dec. darauf, mit angezeigter Ungnade“ aus herzoglich-weimarischen Diensten entlassen worden war (Dok II, 84). Wo sich die Landrichterstube befand, ist unbekannt.
Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)