In seinem zweiten Jahr als Leipziger Thomaskantor verfolgte Bach ein einheitliches Konzept beim Erstellen seiner Kantaten. Im Wochentakt nahm er sich ein berühmtes Kirchenlied und verwandelte es in eine Kirchenkantate aus kunstvollen Eingangschören, affektgeladenen Rezitativen, vielgestaltigen Arien und bewegend harmonisierten Schlusschören. Kurz: Er veredelte den Choral mit den Kernelementen seiner Kunst. Die Leipziger liebten diesen Jahrgang, denn hier arbeitete Bach mit bekannten Melodien, traf seine große satztechnische Kunst auf vertrautes Material.
Zugleich mutete sich Bach beim Erstellen dieses Jahrgangs einiges zu: Woche für Woche legte er ausschließlich neue Choralkantaten auf die Pulte der Thomaner; nie stand er unter größerem Zeitdruck als während jener neun Monate zwischen Juni 1724 und Februar 1725.
Warum Bach den Zyklus dann dennoch abbrach, was die Kunst in seinen Choralkantaten ausmacht und was dies alles mit Lametta am Tannenbaum zu tun hat, verrät der Bachforscher Michael Maul im 17. Teil seiner Sendereihe Universum JSB.