Nicht weit von der Stadtkirche entfernt, befand sich in der heutigen Scherfgasse 4 das sogenannte Geleithaus. Das Geleitsrecht war ein obrigkeitliches Recht und umfasste einmal den Unterhalt der Reisewege und Brücken, zum anderen die Reisebegleitung durch Geleitsführer oder bewaffnete Begleitet. In der Geleitschänke konnten die Begleiter auf der Strecke Frankfurt am Main – Leipzig Station machen, außerdem wurden im Geleithaus die Abgaben für Reisende und Warentransporte erhoben. Die um 1560 errichtete Geleitschänke in der heutigen Scherfgasse 4 ist eines der wenigen erhaltenen Weimarer Wohnhäuser der Renaissance mit sichtbarem Fachwerk. Der südliche Schaugiebel ist mit einer dichter Reihung von Stielen und doppelten Andreaskreuzen in den Brüstungsfeldern geziert. Zu seiner Entstehungszeit war das Fachwerk meist rot, schwarz oder grau gestrichen, der Anstrich zum Teil auf verputzte und mit heller Kalktünche versehenen Gefache gezogen.

In diesem schmucken Gebäude wohnte der Hofregistrator Salomo Franck (1659–1725), der für etwa 20 Kantaten Johann Sebastian Bachs die Texte lieferte. Am 6. März 1659 in Weimars Stadtkirche getauft, ließen ihn seine Eltern bereits am 1. Oktober 1677 an der Universität Jena immatrikulieren. Über Stationen in Arnstadt und Jena kehrte Franck 1701 nach Weimar zurück und bekleidete das Amt des „Gesammten Consistorial-Sekretärs“. Herzog Wilhelm Ernst betraute ihn mit der Leitung der herzoglichen Büchersammlung, die Franck zu einer überregional bedeutenden Sammlung ausbaute. Seine Gesundheit verschlechterte sich ab 1720 zusehends; am 14. Juni 1725 wurde Salomo Franck in feierlicher Prozession auf dem Jakobskirchhof bestattet.

Zur fruchtbaren Zusammenarbeit mit Johann Sebastian Bach gehört die vermutlich im Februar 1713 erstmals zum Geburtstag Herzog Christians von Sachsen-Weißenfels aufgeführte „Jagdkantate“ BWV 208.1, die Bach spätestens 1716 – mit angepasstem Text – zum Geburtstag seines Dienstherrn, Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar, aufführte. Zu den frühen geistlichen Kantaten der Zusammenarbeit gehören beispielsweise Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (BWV 12, aufgeführt am 22. April 1714) und Erschallet, ihr Lieder (BWV 172, aufgeführt am 20. Mai 1714) sowie Herz und Mund und Tat und Leben (BWV 147.1, aufgeführt am 20. Dezember 1716).

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)