1708, Februar (?) (Mühlhausen): J.S. Bachs Disposition für den Umbau der Orgel der Blasiuskirche Mühlhausen

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Disposition der neüen reparatur des Orgelwercks ad D: Blasii.

 

  1. Muß der Mangel des Windes durch drey neue tüchtige Bälge ersezet werden, so da dem Oberwercke, Rückpositive und neüem Brustwercke genüge thun.
  2. Die 4 alten bälge so da vorhanden, müßen mit stärkererm Winde zu den neüen 32 Fuß Untersaze und denen übrigen Bass Stimmen aptiret werden.
  3. Die alten Bass Windladen, müßen alle ausgenommen, und von neüen mit einer solchen Windführung versehen werden, damit mann eine einzige Stimme alleine, und denn alle Stimmen zugleich ohne Veränderung des Windes könne gebrauchen, welches vormahln noch nie auff diese Arth hat geschehen können, und doch höchstnöthig ist.
  4. Folget der 32 Fuß Sub Bass oder so genandter Untersatz von Holz, welcher dem ganzen Wercke die beste gravität giebet. Dieser muß nun eine eigene Windlade haben.
  5. Muß der Posaunen Bass mit neüen und grösern corporibus versehen, und die Mundstücke viel anders eingerichtet werden, damit solcher eine viel beßere gravität von sich geben kan.
  6. Das von denen Herrn Eingepfarten begehrte neüe Glockenspiel ins Pedal, bestehend in 26 Glocken à  4 Fuß-thon; Welche Glocken die Herrn Eingepfarten auff ihre kosten schon anschaffen werden, und der Orgelmacher solche hernachmahls gangbahr machen wird.

Was anlanget das Obermanual, so wird in selbiges anstatt der Trompette (so da herau genommen wirdt) ein

  1. Fagotto 16 Fußthon eingebracht, welcher zu allerhandt neüen inventionibus dienlich, und in die Music sehr delicat klinget. Ferner anstatt des Gemshorns (so gleichfalls heraus genommen wirdt) kömmet eine
  2. VioldiGamba 8 Fuß, so da mit dem im Rückpositive vorhandenem Salicinal 4 Fuß admirabel concordiren wirdt.
    Item anstatt der Quinta 3 Fuß, (so da gleichfalls heraus genommen wirdt,) könte eine
  3. Nassat 3 Fuß eingerücket werden.
    Die übrigen Stimmen in OberManuale so vorhanden, können bleiben wie auch das ganze Rückpositiv, indem doch solche bey der reparatur von neüem durchstimmet werden.
  4. Was denn hauptsächlich anlanget das neüe Brust positivgen, so könten in selbiges folgende Stimmen kommen – als:
        Im gesichte 3 Principalia, nahmentlich:

              1. Quinta. 3 Fuß

              2. Octava. 2 Fuß                              von guthem 14 löthigem Zinn.

              3. Schalemoy 8 Fuß

 

              4. Mixtur. 3fach.

              5. Tertia, mit welcher mann durch zuziehung einiger anderer Stimmen eine vollkommene schöne Sesquialteram zu wege bringen kan.

              6. Fleute douce. 4 Fuß und leztens ein

              7. Stillgedackt 8 Fuß, so da vollkommen zur Music accordieret, und so es von guthem Holze gemacht wird, viel beßer als ein Metallines Gedackt klingen muß.

  1. Zwischen dieses Brustpositives und OberWerckes manualen muß eine Copula seyn.
    Und schließlichen muß bey nebst durchstimmung des ganzen Werckes, der Tremulant in seine richtig wehende mensur gebracht werden.

 

Quelle: Bach-Dokumente, Band 1, Nr. 83