1723, 22. April (Leipzig): Wahl zum Thomaskantor

到大事年表

Den 22. Aprilis 1723.                                                                     Cantor bey der Thom kirchen

Dn. Cons. Reg. D. Lange truge, in Versammlung aller drey Räthe, vor, es wäre bekannt, daß man, wegen der Cantor-Stelle, zu St. Thomas seine Gedancken auf Herrn Telemann gerichtet gehabt, er hätte auch versprochen alles zuthun, jedoch aber sein Versprechen nicht gehalten. Man hätte hernach auf Herrn Graupnern, Capellmeistern zu Darmstadt, sein Absehen, jedoch privatim gerichtet gehabt, welcher aber berichtet, daß man ihn nicht laßen wolte. Hernach hätten sich Bach, Hoffmann und Schott gemeldet. Bach wäre Capellmeister zu Cöthen, und excellirte im Clavier. Nebst der Music habe Er die Information, und müste der Cantor in den Colloquiis Corderi und der Grammatic informiren, welches er auch thun wolte. Er habe sich reversiret, nicht alleine publicè, sondern auch privatim, zu informiren. Wann Bach erwehlet würde, so könnte man Telemann, wegen seiner Conduite, vergeßen.
Dn. Cons. D. Platz. Weil die Vacanz so lang gewesen; so hätte man Ursach zur wahl zu schreiten. Es wäre zu wünschen, daß man es mit dem dritten träffe. Zur Information der Jugend müste er sich accomodiren. Bach wäre geschickt darzu, und wolte ers thun, gab ihm also sein Votum.
Dn. Cons. D. Steger; Danckte vor die Sorgfalt, und wäre vorgebracht worden, warum es sich verzogen, und wes wegen Herr Bach zu nehmen. Bachs Person wäre so gut als Graupner. Er hätte sich erklähret, nicht alleine als Cantor, sondern auch als Collega bey der Thomas-Schule seine Treue zu bezeigen. Als Collega quartus wolte Er sich mit den andern Prœceptoribus setzen, so seine Vices vertreten solten. Votirte gleichfalls uf Bachen, und hätte er solche Compositiones zu machen, die nicht theatralisch wären.
Herr StadtR. D. Born. Gab Herrn Bach sein Votum.
Herr Baum. Wagner. Bach wäre ihme gerühmet worden, votirte also auf ihn.
Herr Baum. Lehmann, Er trüge kein Bedencken, Bachen sein Votum zu geben.
Herr Appellations Rath D. Troppaneger. Votirte uf Bachen, und solte Er die Information verrichten, oder sich mit einem andern setzen.
Herr Sieber. Gab Bachen sein Votum.
Herr Hofr. D. Kregel; Similiter, Etiam, und würde Er sich der Information nicht entziehen; wenn er es aber nicht verrichten könnte, solches durch einen andern tun zu laßen.


Herr Gottfried Winckler
Herr D. Stieglitz                                               Votirten uf Bachen. |


Herr D. Baudiß, Etiam. Die Information belangend, daferne sich darin Mangel erscheinen solte, solches ersetzet werden könnte.
Herr D. Küstner, Similiter, und müste auf seine Kosten die Information von den übrigen Schul-Collegen übertragen werden.


Herr Ober-Stadtschr. Menser
Herr Caspar Bose
Herr Zacharias Jöcher                                   Gaben Bachen ihr Votum.
Herr Kreuchauff


Herr D. Maßkov. Etiam, und wäre, wegen der Information, ein Temperament zu treffen.
Herr Pro-Cons. D. Born. Gleichfalls, in Hoffnung, Er werde seine Dimission von Cöthen erhalten.
Herr Pro-Cons. D. Höltzel, Similiter.
Herr Baum. Kregel, gleichfalls.
Herr Synd. Job. Etiam, und würde es, wegen der Dimission, so gut als richtig seyn.


Herr StadtRichter D. Romanus
Herr Küstner
Herr Baum. Hohmann                                   Gaben allerseits Bachen ihr Votum.
Herr Örttel
Herr Böttcher
Herr Hofr. D. Trier


Dn. Cons. Reg. Es wäre nöthig auf einen berühmten Mann bedacht zu seyn, damit die Herren Studiosi animiret werden möchten. Bach hätte seine Dimission zu suchen und wünschte, daß es wohl gerathen möge, wormit sich also diese Consultation geendiget.

 

Quelle: Bach-Dokumente, Band 2, Nr. 129