Blasiuskirche am Untermarkt

Die dreischiffige Blasiuskirche am Untermarkt ist erstmals 1227 in einer Schenkungsurkunde von König Heinrich VII. an den Deutschen Orden erwähnt. Der imposante Kirchenraum erhielt 1610 ein geschmiedetes Chorgitter, das nach dem Stadtbrand vom Mai 1707 während einer Renovierung ausgebessert wurde. Den Hochaltar mit seinem Renaissance-Baldachin schuf 1612–1614 Martin Wiegand, die Fassung Andreas Becke. Das heutige Aussehen der Kirche ist die Folge mehrerer Umbauten und Renovierungen im späten 19. und 20. Jahrhundert.

Ähnlich wie die Kirchenmusik der Arnstädter Oberkirche im 17. und 18. Jahrhundert durch die Bach-Familie bestimmt wurde, war an Divi Blasii die Familie Ahle über ein halbes Jahrhundert für das musikalische Geschehen verantwortlich. Johann Rudolf Ahle bekleidete das Amt des Organisten von 1654 bis zu seinem Tod am 9. Juli 1673, ihm folgte sein Sohn Johann Georg Ahle, der am 2. Dezember 1706 verstarb. Vater und Sohn waren gewählte Mitglieder des Stadtrats, Johann Rudolf Ahle bekleidete gar in seinem Todesjahr das Amt des Bürgermeisters. Als potenzieller Nachfolger Johann Georg Ahles leitete Johann Sebastian Bach am Ostersonntag, 24. April 1707, eine Probemusik in der Blasiuskirche, mit großer Wahrscheinlichkeit die Kantate Christ lag in Todesbanden BWV 4.

Bachs Kantate hinterließ ebenso wie sein Orgelspiel besten Eindruck bei den Stadträten und Kirchpflegern. Am 24. Mai 1707 sprach sich Bürgermeister Dr. Conrad Meckbach für Verhandlungen mit dem „Pachen von Arnstadt“ aus. Dass Kammerschreiber Johann Hermann Bellstedt die weiteren Verhandlungen übernahm, war sicherlich kein Zufall: Sein Bruder Johann Gottfried Bellstedt war Notar und Stadtschreiber in Arnstadt, Pate von Bachs künftiger Ehefrau Maria Barbara und mit deren Tante verheiratet.

Bachs Anstellungsvertrag vom 15. Juni 1707 schrieb nicht nur die musikalische Gestaltung der Gottesdienste fest, sondern auch die Verpflichtung, „das Ihme anvertraute Orgelwerck wenigst in guten stande erhalten, die etwa befindtliche Mängel dem iedesmahl bestellten Herren Vorsteheren anzeigen und vor deren reparatur und music fleißig sorgen […]“ (Dok II, Nr. 21). Vermutlich auf Geheiß Conrad Meckbachs erstellte Bach wohl im Februar 1708 einen Vorschlag zum Umbau der Orgel.

Bildrechte Bach-Archiv Leipzig (Markus Zepf, August 2018)