Teil 9: Bachs verrücktes Jahr 1717

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Während des allgemeinen Freudentaumels über die 200. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag sitzt der Weimarer Hoforganist und Konzertmeister Johann Sebastian Bach im Gefängnis – wegen ‚halsstarriger Bezeugung‘, wie es in den Akten heißt. Offensichtlich hatte er, der frisch berufene Köthener Kapellmeister, sich im Ton vergriffen, als er beim Weimarer Herzog Wilhelm Ernst um seine Entlassung gebeten hatte. Und deshalb setzte ihn der Herzog für ganze vier Wochen unter Arrest und entließ ihn danach in Ungnade. Doch das war nur das dramatische Ende eines ohnehin verflixten Jahres für Bach. Einige Wochen zuvor hatte er in Dresden eine herbe Enttäuschung erlebt – in einem der berühmtesten Wettstreite der Musikgeschichte, über dessen Ausgang es sehr widersprüchliche Angaben gibt. Kurz: Das Jahr 1717 war für Bach ein besonderes, voller Höhen und Tiefen, und es war eine Scharnierstelle in seiner Biografie. Wie Bach damals mit seiner ‚Wut über die verlorenen Taler‘ umging, weshalb er von Weimar nach Köthen weggelobt wurde und warum der erste Teil des ‚Wohltemperierten Claviers‘ durchaus Bachs Knastmusik gewesen sein könnte, erklärt Michael Maul vom Leipziger Bach-Archiv in einem weiteren Teil seiner Sendereihe ‚Universum JSB‘.