Während des allgemeinen Freudentaumels über die 200. Wiederkehr von Luthers Thesenanschlag sitzt der Weimarer Hoforganist und Konzertmeister Johann Sebastian Bach im Gefängnis – wegen ‚halsstarriger Bezeugung‘, wie es in den Akten heißt. Offensichtlich hatte er, der frisch berufene Köthener Kapellmeister, sich im Ton vergriffen, als er beim Weimarer Herzog Wilhelm Ernst um seine Entlassung gebeten hatte. Und deshalb setzte ihn der Herzog für ganze vier Wochen unter Arrest und entließ ihn danach in Ungnade. Doch das war nur das dramatische Ende eines ohnehin verflixten Jahres für Bach. Einige Wochen zuvor hatte er in Dresden eine herbe Enttäuschung erlebt – in einem der berühmtesten Wettstreite der Musikgeschichte, über dessen Ausgang es sehr widersprüchliche Angaben gibt. Kurz: Das Jahr 1717 war für Bach ein besonderes, voller Höhen und Tiefen, und es war eine Scharnierstelle in seiner Biografie. Wie Bach damals mit seiner ‚Wut über die verlorenen Taler‘ umging, weshalb er von Weimar nach Köthen weggelobt wurde und warum der erste Teil des ‚Wohltemperierten Claviers‘ durchaus Bachs Knastmusik gewesen sein könnte, erklärt Michael Maul vom Leipziger Bach-Archiv in einem weiteren Teil seiner Sendereihe ‚Universum JSB‘.
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- Teil 1: „ein recht Miracul von einem Organisten“: Johann Christoph, der Eisenacher Bach
- Teil 2: „die Werke von Buxtehude, Reincken, Bruhnsen und dem Lüneburgischen Organisten Böhm geliebet und studiert“ – Bachs Lehrmeister
- Teil 3: Bachs Arnstädter Zeit
- Teil 4: „Aus der Tiefe“ an die Spitze – Bachs Jahr in Mühlhausen
- Teil 5: Bachs Actus tragicus BWV 106
- Teil 6: Habil in jedem Gusto – Der Weimarer Hoforganist Johann Sebastian Bach
- Teil 7: „Monatlich neüe Stücke“ – Bachs Weimarer Kantaten
- Teil 8: „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 – Die Visitenkarte des Weimarer Bach
- Teil 9: Bachs verrücktes Jahr 1717
- Teil 10: Die „Alte Perücke“ beim Unterrichten belauscht – Bachs Schüler packen aus
- Teil 11: Endlich Kapellmeister! - Bach und der die „Music sowohl liebende als kennende“ Fürst Leopold von Anhalt-Köthen
- Teil 12: Sechs mal x und immer anders – Bachs Köthener Zyklen
- Teil 13: "Schampus aus Noten" – Bachs Sechs Brandenburgische Konzerte
- Teil 14: "Lauchlichte" Zeiten - Schicksalsjahre des Kapellmeisters Bach
- Teil 15: Leipzig sucht den Super-Kantor – Johann Sebastian Bachs langer Weg ins Thomaskantorat
- Teil 16: Meisterwerke im Wochentakt – Bachs erster Leipziger Kantatenjahrgang
- Teil 17: Wie Lametta am Tannenbaum - Bachs Choralkantaten-Jahrgang
- Teil 18: Musikalische Grenzgänge auf der Chorempore – Bachs dritter Leipziger Jahrgang
- Teil 19: Die "große Bassion“ nach dem Evangelisten Matthäus
- Teil 20: "Widerspenstig", "incorrigibel" und "unfleißig" - Bach am Scheideweg
- Teil 21: Gute Zeiten für Kantoren – Bachs Werke unter dem Thomasschulrektor Gesner
- Teil 22: Coffee und Kantaten: Das Bachsche Collegium musicum
- Teil 23: „Clavier-Übungen“ für Kenner und Könner
- Teil 24: Bachs Weihnachts-Oratorium: Der schönste Klau der Musikgeschichte
- Teil 25: Präfektenstreit und andere Gehässigkeiten - Bach versus Rektor Ernesti und Schulvorsteher Stieglitz