Lüneburg - Wohlstand durch Salz
Die Hansestadt Lüneburg entwickelte sich aus drei Siedlungen, nämlich dem Dorf Modestrope am Westufer des Flusses Ilmenau, dem seit Alters als Fluchtburg dienende Kalkberg (von Markgraf Hermann Billung um 950 zur stärksten Festung des Herzogtums Sachsen ausgebaut) sowie der Saline mit der Hafensiedlung. Im Laufe des 12. Jahrhunderts entstand aus diesen drei Teilen die aufstrebende Stadt Lüneburg, die geschickt ihre Rechte und Pfründe zu erweitern wusste.
Bedeutend für die Entwicklung war die Verleihung des Salzmonopols im Jahr 1247, das den Wohlstand und Aufstieg der Stadt beförderte und zugleich das Selbstbewusstsein der Bewohner deutlich stärkte. Lüneburger Salz diente in großem Umfang zur Haltbarmachung (Pökelung) von Lebensmitteln. 1371 eroberten Lüneburger Bürger gemeinsam mit dem „Salzadel“ die Burg des Landesherrn auf dem Kalkberg und entledigten sich der fürstlichen Bevormundung. 1381 trat Lüneburg dem norddeutschen Bund der Hanse bei und entwickelte sich in der Folge zu den größten Salz-Produktionsstätten im norddeutschen Raum. Befördert wurden Wohlstand und Einfluss durch die Lage an wichtigen Handelsrouten, die Norddeutschland und den Ostseeraum mit Ober- bzw. Mitteldeutschland verbinden.
Schon 1282 ist ein Ratsziegelhof nachgewiesen, der einfache Mauersteine, Dachpfannen („holsten“) sowie ab 1579 „pannen“ genannte Hohlpfannen herstellte. Während in Arnstadt oder Mühlhausen die Dächer bis ins 18. Jahrhundert mit Stroh, Rohr oder Holzschindeln gedeckt waren und einem Feuer reichlich Nahrung boten, bestimmte Herzog Otto II. bereits im frühen 14. in einem Statut, dass die Backsteinhäuser mit Dachpfannen gedeckt werden müssen. So künden in der Altstadt bis heute imposante Backsteinfassaden mit ihren Formsteinen nicht nur vom einstigen Wohlstand der Hansestadt.
Das an kriegerischen Konflikten reiche 17. Jahrhundert bescherte Lüneburg zahlreiche Probleme. 1636 nahmen schwedische Truppen die Stadt ein; die Besatzung endete im folgenden Jahr mit dem Einzug Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg. Gegen den Widerstand des Rats setzte der Herzog eine neue Stadtverfassung durch, die ihm die unbeschränkte Oberaufsicht in geistlichen, finanziellen und administrativen Dingen sicherte. Neben den Patriziern, Bauern und Kagelbrüdern erkannte die Satzung nunmehr auch Gilden und Zünfte als gleichberechtigte Ratsmitglieder an. Ab 1695 entstand am Markt das herzogliche Haus als Witwensitz.
Die wachsende Konkurrenz anderer Salinen sowie die kaiserliche Freigabe der Elbschifffahrt beschleunigen den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, die zum Ende des Jahrhunderts schließlich ihre Selbständigkeit verlor. Zwar ermöglichte der Nord-Süd-Speditionshandel im 18. Jahrhundert nochmals eine kurze wirtschaftliche Blüte, doch vermochte er den wirtschaftlichen und politischen Abstieg nicht aufzuhalten. Die bis ins 20. Jahrhundert betriebene Salzgewinnung führt zu anhaltenden, teilweise massiven Geländesenkungen, die Gebäudeschäden bedingen. Aus diesem Grund wurde 1860/61 die erstmals 1269 bei der neuen Saline erwähnte Lambertikirche abgebrochen.
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