Arnstadt – Organist der Neuen Kirche
Arnstadt aus der Vogelperspektive mit Blick nach Westen. Kupferstich von Pius Rösel, um 1705, nach einem Ölgemälde von Wolf Kelner, um 1580.
Vorlage: Schlossmuseum Arnstadt
Arnstadt gilt als ältester Ort des heutigen Bundeslandes Thüringens. Der Musiker Caspar Bach ließ sich 1620 hier nieder, in den Folgejahren entwickelte sich die beschauliche Stadt zu einem Zentrum der Bach-Familie. Johann Sebastian Bach wirkte von August 1703 bis Juli 1707 hier als Organist der Neuen Kirche.
Seit dem späten Mittelalter gehörte Arnstadt zur Herrschaft der Grafen von Schwarzburg. Graf Anton Günther II. (seit 1697 Fürst) erhob 1681 Arnstadt zu seiner Residenz. Die in Schloss Neideck untergebrachten Sammlungen waren überregional bekannt, ebenso die prächtige Linde mit ihren drei hölzernen (Tanz-)Böden vor dem Schloss. Eine Stadtmauer mit zahlreichen Wachtürmen und vier Toren umgab die Stadt, deren mittelalterlicher Grundriss bis heute erkennbar ist.
Am 7. August 1581 brach bei Bauarbeiten am Marktplatz ein Feuer aus, das sich wegen großer Trockenheit rasch über die Strohdächer der Stadt ausbreiten konnte. Der Stadtbrand zerstörte 378 Häuser samt Scheunen und Ställen, Rathaus, Bonifatiuskirche, Schulhaus und Apotheke. Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zeigt Caspar Merians Kupferstich die Stadt von Norden, allerdings mit dem hohen Turm der 1581 zerstörten Bonifatiuskirche. Wir sehen von links Schloss Neideck, rechts Türme der Stadtmauer; Bildmitte die Oberkirche, rechts daneben das Rathaus mit seinen Doppeltürmen, Bonifatiuskirche und rechts außen die Liebfrauenkirche). Die jüngere Vogelperspektive von Pius Rösel entstand um 1705, zeigt aber die Stadt vor dem Brand von 1581. Rösels Vorlage war ein Ölgemälde Wolf Kelners, das heute das Schlossmuseum Arnstadt verwahrt.
Die Ackerbürgerstadt Arnstadt zählte um 1700 etwa 3.800 Einwohner, die sich überwiegend von Handwerk und Landwirtschaft ernährten. Besondere wirtschaftliche Bedeutung kam den zahlreichen Mühlen und Brauhöfen zu – nach 1700 besaß Arnstadt über 130 Gebäude mit Braugerechtigkeit. Vor allem das obergärige Weizenbier gilt seit 1617 als Arnstädter Spezialität.