St. Michael - Dienstort Johann Christoph Bachs

Der heilige Bonifatius gründete an den Ufern der Ohra 725 das erste Kloster in Thüringen und weihte die angegliederte Kapelle dem Erzengel Michael. 1421 zur Stadtkirche St. Michael erhoben, erfuhr das Gotteshaus in den folgenden Jahrhunderten mehrfache Umbauten.

Johann Christoph Bach übernahm 1690 das Amt des Organisten an St. Michael, das er bis zu seinem Tod 1721 bekleidete. Sein jüngerer Bruder Johann Sebastian singt zwischen 1695 und 1700 als Mitglied der Kantorei in den Gottesdiensten und erhält durch Johann Christoph Bach Orgelunterricht. Das alte Gotteshaus wurde 1710 durch einen barocken Saalbau ersetzt, den der Stadtbrand von 1753 zerstörte. Den Nachfolgebau zog 1808 ein weiterer Stadtbrand in Mitleidenschaft. Am 6. Februar 1945 zerstören schließlich alliierte Luftangriffe Teile der Innenstadt und mit ihr die Michaeliskirche, lediglich Teile des Turmes bleiben erhalten. Diese Reste konnten erst 1999 nach historischen Vorlagen ergänzt und mit einer barocken Haube abgeschlossen werden. Anstelle des Kirchenschiffes befindet sich heute der Michaelisplatz, der die Grundrisse der einstigen Stadtkirche im Pflaster nachzeichnet.

Für den Platz entstand 1999 im "Jungen Symposium 99" der Michaelisschule Ohrdruf ein symbolreiches Bach-Denkmal. Ein Sandsteinquader der 1945 zerstörten Kirche trägt eine Schlosserarbeit, die Episoden aus Bachs Ohrdrufer Jahren umsetzt. Über Ludwig van Beethovens lakonische Aussage: "Nicht Bach, Meer sollte er heißen" erhebt sich eine Orgelpfeife als Symbol für Bachs hier empfangene Orgelausbildung. Auf der linken Seite symbolisieren vier kleinere Pfeifen mit Laubwerk die reichen Früchte dieser Ausbildung. An der rechten Seite der Orgelpfeife ist eine verschließbare Gittertür mit eingesteckter Papierrolle dargestellt, der zugehörige Schlüssel hängt an einem Zweig, der aus dem oberen Teil der Orgelpfeife erwächst. Dies spielt auf eine Episode aus dem Nekrolog von Carl Philipp Emanuel Bach an, wonach sich sein Vater nachts in das Arbeitszimmer Johann Christoph Bachs geschlichen und, dank seiner kleinen Hände, durch die Gittertür des verschlossenen Notenschranks ein Manuskript mit begehrter Orgelmusik zu erlangen. Mühsam kopierte er über Monate im nächtlichen Mondschein die Musik, bis schließlich der Vormund die Tat entdeckte und die illegal erstellte Kopie konfiszierte. Johann Sebastian Bach erhielt die Handschrift erst Jahre später ausgehändigt.

Bildrechte Bach-Archiv Leipzig (Dr. Markus Zepf, November 2018)