Wohnhäuser Schalaunische Straße 44 und Holzmark 12
Über Bachs Wohnung in Köthen gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Die Hofrechnungen verzeichnen ab dem 29. Dezember 1717 nur die Ausgaben für den regelmäßigen Mietzins sowie eine Vergütung "wegen habender Probe in Seinem Hause", nennen aber keine Details. Bachs Vorgänger Reinhard Stricker, im Juli 1714 aus Berlin berufen, wohnte bis zu seinem Weggang aus Köthen 1717 im Haus des Oberpredigers der lutherischen Agnus-Kirche in der heutigen Magdeburger Straße, hielt die Proben der Hofkapelle aber im Gebäude Schalaunische Straße 44 ab, das dem Krämer und Tuchhändler Johann Andreas Lautsch gehörte. Ernst König widmete sich im Bach-Jahrbuch 1957 den verschiedenen möglichen Wohnhäusern, kam aber aufgrund der lückenhaften Quellenlage zu keinem abschließenden Urteil. Zwei Jahre später vermutete König, dass Bach mit einiger Wahrscheinlich im rechts anschließenden Nachbargebäude (heute Holzmarkt 12) wohnte.
Das geräumige Wohnhaus in der heutigen Schalaunischen Straße 44 ist in einem 2008 abgeschlossenen computergestützten Forschungsprojekt erneut als die wahrscheinlich erste Köthener Wohnung der Familie Bach in den Fokus gerückt. Dass die Familie Bach einer geräumigen Wohnung bedurfte, liegt angesichts der Familiengröße nahe, denn bei der Übersiedlung von Weimar nach Köthen im Dezember 1717 gehörten neben Johann Sebastian und Maria Barbara Bach die in Weimar geborenen Kinder Catharina Dorothea (1708–1774), Wilhelm Friedemann (1710–1784), Carl Philipp Emanuel (1714–1788) und Johann Gottfried Bernhard (1715–1739) zur Familie, ferner Maria Barbara Bachs älteste, unverheiratete Schwester, Friedelena Margaretha Bach (1675–1729), der Ohrdrufer Neffe Johann Bernhard Bach (1700-1743), der von Januar bis März 1719 als Notenkopist der Hofkapelle in fürstlichen Diensten stand, sowie die Privatschüler. Wenigstens für August 1721 ist durch einen Taufeintrag eine Magd, nämlich "Jungfer Anna Elisabeth, in diensten bey dem Herrn Cappelmeister Bachen allhier", nachgewiesen (Dok II, Nr. 106).
Das Aussehen des Gebäudes Schalaunische Straße 44 zur Bach-Zeit dürfte weitgehend einem Aquarell vom 12. Juli 1884 entsprochen haben (Bildmitte). Das Gebäude wie auch das benachbarte Wohnhaus Holzmarkt 12 wurde Mitte der 1960er Jahre abgebrochen und durch moderne Zweckbauten ersetzt.
Bildrechte Aquarell: Köthen Kultur und Marketing GmbH; Fotos: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Februar/April 2019)