Bachhaus

Um Umfeld von Johann Sebastian Bachs 100. Todestag 1850 beschäftigen sich sowohl Lokalforscher als auch Musikfreunde mit der Frage des Geburtshauses. Am 28. Juli 1850 erschien im Eisenacher Sonntagsblatt ein Hinweis, wonach Bach "im Hause 119, der Witwe Albrecht gehörig, hinter dem sogenannten Residenzhause" geboren wurde. Sieben Jahre später begab sich der Bach-Biograph Carl Hermann Bitter auf Spurensuche nach Eisenach und befragte ältere Einwohner. Bei seinen Recherchen stieß er auf das Ackerbürgerhaus am heutigen Frauenplan 21, das er schließlich als Johann Sebastian Bachs Geburtshaus publik machte. Dieses heute weltweit bekannte Gebäude besteht aus zwei 1456 und 1458 errichteten Gebäudeteilen, die 1611 vereint worden waren und inzwischen zu Eisenachs ältesten Wohnhäusern zählen. Eisenachs Lokalhistoriker Fritz Rollberg nährte seit 1927/28 in mehreren Aufsätzen (unter anderem im Bach-Jahrbuch) Zweifel an dieser Überlieferung. Während Rollberg mutmaßte, dass Johann Ambrosius Bach und seine Familie das Haus am Frauenplan 21 mit großer Wahrscheinlichkeit nie bewohnt hatten, sah Conrad Freyse, 1923–1964 verdienstvoller Leiter des Bachhauses, in Rollbergs Argumentation die bestehenden Quellenlücken nicht ausreichend berücksichtigt, zumal erst im späten 19. Jahrhundert in Eisenach Straßennamen eingeführt wurden. In den Steuerlisten 1679/80 wird Johann Ambrosius Bach mit einem Haus in der Fleischgasse aufgeführt, die vom Lutherhaus zum heutigen Frauenplan führt und damals den unteren Frauenplan mit dem heutigen Bachhaus eingeschlossen haben kann. Für Freyse war der Fall klar: Johann Sebastian Bach kam im heutigen Bachhaus am Frauenplan 21 zur Welt.

Archivalisch belegen lässt sich, dass in dem Gebäude 1746–1779 die Familie von Caroline Amalie Rausch geb. Bach lebte. Ihr Bruder war der Eisenacher Hofkapellmeister Johann Ernst Bach, der bei seinem Paten Johann Sebastian Bach in Leipzig einen Teil seiner Ausbildung absolviert hatte. Die mündliche Überlieferung, die Carl Hermann Bitters Nachforschungen zu Tage gefördert hatte, nahm der Eisenacher Musikverein auf und stiftete eine Bronzetafel über dem Hauseingang: "Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in diesem Hause geboren. Gestiftet 1868". Als das Gebäude 1905 verkauft und abgebrochen werden sollte, erwarb es auf Initiative des Sängers Siegfried Ochs die Neue Bachgesellschaft mit finanzieller Unterstützung diverser Regenten, Musiker und Musikverlage. Am 27. Mai 1907 öffnete das Bachhaus Eisenach als weltweit erstes Museum zu Leben und Werk Johann Sebastian Bachs seine Pforten. Im Zuge einer Sanierung wanderte 1972 die Bronzetafel über dem Eingang ins Magazin, kehrte aber als historisches Dokument 2007 an ihren ursprünglichen Platz zurück. In jenem Jahr öffnete der moderne Erweiterungsbau mit der neugestalteten Dauerausstellung seine Pforten.

Auf der Freifläche vor dem Bachhaus fand 1938 inmitten einer neugestalteten Grünanlage das ursprünglich vor der Georgenkirche aufgestellte Bach-Denkmal des Stuttgarter Künstlers Adolph von Donndorf seinen Platz. Allerdings wanderte das Bronzerelief der Heiligen Cäcilia vom Sockel in die rückseitige Stützmauer. Von August bis Oktober 2018 wurde die rund 3,5 Meter hohe und 1,4 Tonnen schwere Plastik in ein Berliner Atelier restauriert und anschließend in neu gestalteter Umgebung aufgestellt.

Bildnachweis: Bachhaus Eisenach (Foto Gebäude: André Nestler, Juni 2009; Garten und Bach-Denkmal: Ulrich Kneise)