Die Jakobskirche im Norden der Weimarer Altstadt ist von einem Friedhof umgeben, der nach einem Beschluss des Stadtrats seit 1530 als alleiniger Bestattungsort in Weimar diente. Die genauen Grabstätten der meisten Einzelgräber sind heute unbekannt, jedoch haben sich zahlreiche Grabdenkmäler des 17. bis 19. Jahrhunderts erhalten, von denen einige entlang der Jakobskirche aufgestellt sind. Nahe des Eingangs ist an der westlichen Südseite des Kirchenschiffs eine etwa neun mal sechs Meter große Begräbnisstätte, in der unter anderem die Maler Lucas Cranach (1472–1553) und Johann Ernst Rentsch d. J. (1693–1767) bestattet sind. Eine Kunstsandsteinkopie von Lucas Cranachs Grabstein, der sich heute im Chorraum der Stadtkirche St. Peter und Paul („Herderkirche“) befindet, kennzeichnet diesen Ort.

Johann Sebastian Bachs Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph wurden 1713 ebenfalls auf dem Jakobskirchhof bestattet. Der am 23. Februar geborene jüngere Johann Christoph hatte „vorhero schon von der WehMutter die Noth Tauffe empfangen“ (Dok II, 56). Da keine Paten im Kirchenbuch genannt sind, dürfte das Kind bei oder kurz vor der Geburt gestorben sein. Unter den Paten seiner zwei Stunden älteren und am 15. März verstorbenen Schwester Maria Sophia Bach war Stadtkantor Georg Theodor Reineccius, der am 30. November 1726 starb und ebenfalls auf dem Jakobskirchhof beigesetzt wurde.

Aus Bachs musikalischem Umfeld haben sein ehemaliger Schüler und Nachfolger als Hoforganist, Johann Caspar Vogler (1696–1763), von Herzog Ernst August 1735 zum Vizebürgermeister ernannt, sowie der Bibliothekar und Kantatendichter Salomo Franck (1659–1725) ebenfalls auf dem Jakobskirchhof ihre letzte Ruhe gefunden. Das Totenbuch der Weimarer Stadtkirche überliefert unter dem 14. Juni 1725: „Herr Salomo Francke, Fürstl. Sächs. gesammter Ober-Consistorial-Sekretarius, ist am Tage mit einer gantzen Schule und ordentl. Leichen Prozession beerdigt worden, und wurde umb 12 Uhr mit der großen Glocke alleine, um ½ 1 Uhr wieder so, geläutet, darauf gingen die sämtl. Herren Geistlichen, voran aber die Schüler und Schul-Collegen in der Ordnung nach dem Trauer Hausse, bey fort tragung der Leiche wurde wiederum mit allen Glocken zu läuten angefangen, und so lange angehalten, bis die Leiche in der Kirche zu St. Jakob war. Die Predigt hielt Herr Gen. Sup. [= Generalsuperintendent Dr. Christian Heinrich Zeibich] und die Parentation Herr Hofprediger Fleuter.“

 

Am Chorraum der Kirche ist der Grabstein der Familie Rumpel erhalten. Maria Regina Rumpel war die Gattin des herzoglich-sächsischen Leibarztes Dr. Johann Wilhelm Rumpel und stand gemeinsam mit Bach und dem Weimarer „Landschaffts Commissarius“ Ernst Kromeyer am 27. September 1712 Pate bei der Taufe von Johann Gottfried Walther d. J. (Dok II, 54). Der Grabstein von Johann Gottfried und Anna Maria Walther befindet sich heute an der Südwand des Chorraums und ist ein optisch ansprechendes Beispiel barocker Grabkultur. Unter dem Spruch aus der Offenbarung des Johannes 2, 10b „Sey getreu bis in den Todt so will ich dir die Crone des Lebens geben“, folgen – flankiert von Totenköpfen – in einem geschwungenen Spruchband die Worte aus Psalm 150, 5: „Lobet ihn mit hellen cymbeln: Lobet ihn mit wohlklingenden [cymbel]“. Darunter sind zwei Medaillons mit Inschriften (Abkürzungen aufgelöst):

„Hier ruhet / der weyl:[and] / wohl Edle Herr / Johann Gottfried / Walther / F. S: Weymrischer Hoff / Musicus und Organist an / der hiesigen Catheral [sic] Kirchen / zu St. Petri und Pauli, ward / gebohren zu Erffurth d 18. / Sept. 1684 wurde hieher / vociret anno 1707, hat in seinem / Ehe Stande 4 Söhne und 4 / Töchter gezeuget, und ist, / nach dem er hier 40 Jahr, in / Diensten gestanden, und sein / Leben auf 63 Jahr 6 M. / 6 T. gebracht, d. 23. / Mart: 1748 in seinem / Erlöser seelig / gestorben.“

Das rechte Medaillon berichtet in abweichender Schrift: „Frau / Anna Maria / Waltherin geb. / Dreßlerin geb. zu / Brunchewinde d. 8. Nov. / 1688 gest. d 23 Junij 1757. / Zu ihrer Eltern Füssen ruher [sic] / Herr Johann Christoph / Walther Music Director und / erster Organiste am Münster zu / Ulm geb. d. 8 Julij 1715 starb / nach einen kurtzen Aufent / halt allhier d 25. Aug 1771 / u. Frau Wilhelmina Ma / ria Martini, weyl[and] Herrn / Christian Martini / Herzogl. Sachs. Weim. u. / Eisen. Cammer Fourier / hinterlassene Wittbe. / geb. d 25. Dez. 1723 / verschied im H / d. 3. Aug. / 1785“

Am Fuß des Steines ist zudem eine nur schwer lesbare Inschrift für Walthers Enkel und dessen Frau angebracht.

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)