Weimar – Hoforganist und Konzertmeister

Schon in frühchristlicher Zeit ist die Gegend um Weimar besiedelt. Die Nebenresidenz der sächsischen Kurfürsten ist von einer Mauer mit zehn Mauertürmen umschlossen und wird in Folge des Schmalkaldischen Kriegs zur Residenz: Kurfürst Johann Friedrich („der Großmütige“) verliert die Kurwürde, gerät in kaiserliche Gefangenschaft und wird zum Tode verurteilt. In der Gefangenschaft bestimmt er 1547 Weimar als neue Residenz, wohin zunächst seine Gattin und die drei Söhne übersiedeln. Nach seiner Begnadigung und Haftentlassung wird Weimar ab 1552 zum politischen Zentrum seines stark verkleinerten Herzogtums. Er bindet den Maler Lucas Cranach an seinen Hof, dessen Wohnhaus am Markt erhalten ist. Bis ins 18. Jahrhundert sind die Straßen und Gassen der Ackerbürgerstadt unbefestigt, viele Bürgerhäuser eingeschossig, von einfacher Bauart und mit Stroh- oder Holzschindeln gedeckt, was die Ausbreitung von Bränden begünstigt.

Ab 1683/85 regieren die herzoglichen Brüder Wilhelm Ernst (1662–1728) und Johann Ernst III. (1664–1707) gemeinsam, leben aber in verschiedenen Gebäuden: Der Ältere im „Wilhelmsburg“ genannten Residenzschloss, der Jüngere im sogenannten Roten oder mittleren Schloss an der Ostseite des Marktplatzes. Herzog Wilhelm Ernst fördert Kunst und Wissenschaft, vernachlässigt darüber aber nicht das Gewerbe und Handwerk in seinem Herzogtum. Nachts lässt er die Straßen seiner Residenzstadt mit 137 Laternen erleuchten; um 1700 zählt Weimar schätzungsweise 4.700 Einwohner, die überwiegend bei Hofe, als Handwerker oder Ackerbürger tätig sind.
Johann Sebastian Bach ist erstmals im Frühjahr 1703 als Lakai und Hofmusiker bei Herzog Johann Ernst III. von Sachsen-Weimar im Roten Schloss beschäftigt. Nach Stationen als Organist in Arnstadt und Mühlhausen kehrt er im Juli 1708 als Hoforganist an die Ufer der Ilm zurück. Sein einstiger Dienstherr war 1707 gestorben, Prinz Ernst August I. erreichte erst im Mai 1709 die Volljährigkeit und wurde somit offizieller Mitregent seines Onkels, Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1683–1728). Konfliktreich und temperamentvoll versuchten die beiden unterschiedlichen Charaktere das Land zu regieren. Am 24. August 1716 heiratete der jagd- und baufreudige Herzog Ernst August die acht Jahre jüngere Prinzessin Eleonore Wilhelmine von Anhalt-Köthen (1696–1726) auf Schloss Nienburg, dem Witwensitz der Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Köthen. Vermutlich lernte Johann Sebastian Bach bei dieser Gelegenheit seinen nachmaligen Dienstherrn, den Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen kennen. Während seiner Weimarer Zeit entstanden 1706–1712 Schloss Ettersberg, unter Herzog Ernst August ab 1724 Schloss Belvedere.

Bildnachweis: Bach-Archiv Leipzig