Bach privat

Johann Sebastian Bachs erster nachweisbarer Kontakt mit Arnstadt war die Prüfung von Johann Friedrich Wenders Orgelneubau in der Neuen Kirche Anfang Juli 1703. Mit der Bestallung zum Organisten der Neuen Kirche am 9. August 1703 war für den 18-Jährigen der Boden im Umfeld der Musikerfamilie bereitet, denn seit 1620 lebten und wirkten Angehörige der verzweigten Musikerfamilie in Arnstadt. Johann Sebastian Bachs Vater Johann Ambrosius Bach hatte hier seine Laufbahn als Berufsmusiker begonnen und zog über Erfurt nach Eisenach. Dessen zweite Ehefrau, Barbara Margaretha Bartholomaei, stammte ebenfalls aus Arnstadt. Die Tochter des Bürgermeisters Caspar Keul war in erster Ehe mit dem Arnstädter Stadtorganisten Johann Günther Bach verheiratet. Nach dessen Tod ehelichte sie den ebenfalls hier wirkenden Diakon Jacobus Bartholomaei. Ob sie nach Johann Ambrosius Bachs Tod im Februar 1695 nach Arnstadt zurückkehrte, lässt sich bislang nicht belegen.

Neben Erfurt und Eisenach war Arnstadt ein Ort der Bachschen Familientage, die nach Überlieferung von Carl Philipp Emanuel Bach sehr lebhaft verliefen und vom gemeinsamen Musizieren geprägt waren. In Arnstadt lebten unter anderem:

  • Heinrich Bach, der seit September 1641 den Orgeldienst an der städtischen Liebfrauen- und Oberkirche sowie bei Hofe in Schloss Neideck versah. Er übernahm 1661 unter anderem die Fürsorge über die Zwillinge Johann Christoph [Nr. 12 der Genealogie] und Johann Ambrosius Bach. Als Substitut unterstützte ihn 1689/90 Johann Sebastian Bachs ältester Bruder Johann Christoph Bach, der anschließend als Organist ins 17 Kilometer entfernte Ohrdruf wechselte.
  • Christoph Herthum, Schwiegersohn Heinrich Bachs und von 1694 bis zu seinem Tod 1710 dessen Nachfolger als Stadtorganist an der Oberkirche Arnstadt. Er war Taufpate von Johann Christoph Bach, dem ältesten Sohne Johann Ambrosius Bachs.
  • Johann Michael Bach, der 1648 geborene Sohn Heinrich Bachs war 1673–1694 Stadtorganist im Amt Gehren und nach Angaben Johann Sebastian Bachs „ein habiler Componist“. 1675 heiratete er die Tochter des Arnstädter Stadtschreibers Johannes Wedemann. Die gemeinsame Tochter Maria Barbara heiratete am 17. Oktober 1707 Johann Sebastian Bach in Dornheim vor den Toren Arnstadts.
  • Johann Christoph Bach, der Zwillingsbruder Johann Ambrosius Bachs, lebte von 1671 bis zu seinem Tod 1693 als Hof- und Stadtmusiker in Arnstadt. Sein Wohnhaus in der Kohlgasse 7 ist erhalten.
  • Dessen ältester Sohn Johann Ernst Bach besuchte nach dem Tod seines Vaters von November 1696 bis Ostern 1701 (gemeinsam mit seinem Vetter Johann Sebastian Bach) die Lateinschule in Ohrdruf. Dort lebte er vermutlich im Haushalt seines Onkels mütterlicherseits, des Kantors und Lehrers Johann Heinrich Kühn. Nach einem Studienaufenthalt in Hamburg und Frankfurt kehrte er 1705 nach Arnstadt zurück, vertrat seinen Vetter Johann Sebastian Bach während dessen Reise nach Lübeck und wurde 1708 zu dessen Nachfolger an der Neuen Kirche, 1728 schließlich als Nachfolger Andreas Börners an der Liebfrauenkirche bestellt. Er bewohnte sein Elternhaus in der Kohlgasse 7.
  • Andreas Börner heiratete 1695 Maria Elisabeth Herthum, die Tochter von Stadtorganist Christoph Herthum. Er begleitete mindestens seit 1695 die Gottesdienste in der Neuen Kirche auf einem Orgelpositiv und erhielt am selben Tag wie Johann Sebastian Bach die Bestallung zum Organisten der Liebfrauenkirche.