Neue Kirche (Bonifatiuskirche)

Die schon im frühen Mittelalter nachgewiesene Bonifatiuskirche brannte am 7. August 1581 mitsamt ihrem eindrucksvollen Turm (auf dem der städtische Türmer wohnte) vollständig aus und blieb rund einhundert Jahre Ruine. Erst durch die finanzielle Unterstützung der Gräfin Sophie Dorothea von Schwarzburg-Sondershausen (Witwe Christian Günthers II. von Schwarzburg-Sondershausen) begann am 24. April 1676 der Wiederaufbau nach Plänen von Andreas Rudolph als Saalkirche mit zwei umlaufenden Emporen und einer separaten (dritten) Orgelempore. Am 9. März 1683 wurde das fortan "Neue Kirche" genannte Gotteshaus geweiht – aus finanziellen Gründen aber ohne Turm, Glocken und Orgel.

Zwischen 1694 und 1816 hatte die Neue Kirche eigene Prediger, für die Kirchenmusik stand spätestens 1695 ein Orgelpositiv zur Verfügung, das Andreas Börner (Schwiegersohn des Stadtorganisten Christoph Herthum) spielte. Um den Neubau einer dem Raum angemessenen Orgel voranzubringen, stiftete der Kaufmann und Ratsbauherr Johann Wilhelm Magen am 9. Mai 1699 (zwei Tage vor seinem Tod) in einem Nachtrag zu seinem Testament 800 Gulden aus seinem Vermögen. Nun konnte der Stadtrat Ausschau nach einem geeigneten Orgelbauer halten. Auf Vermittlung von Pfarrer Theodor Günther Fischer (von 1691 bis zu seinem Tod im Dezember 1699 Pfarrer an Divi Blasii zu Mühlhausen) unterzeichneten Stadtrat und Superintendent Johann Gottfried Olearius bereits am 17. Oktober 1699 mit dem Mühlhäuser Orgelmacher Johann Friedrich Wender den Vertrag über einen Orgelneubau.

Johann Sebastian Bach reiste Anfang Juli 1703 von Weimar nach Arnstadt und prüfte die fertiggestellte Orgel. Die Emporen, das Orgelgehäuse und das Tonnengewölbe waren noch holzsichtig; ein Modell im Schlossmuseum Arnstadt vermittelt hiervon einen Eindruck. Gemeinsam mit Stadtorganist Christoph Herthum prüfte der 18-Jährige die neue Orgel. Sein Orgelspiel scheint in Arnstadt Gefallen gefunden zu haben, denn schon am 9. August 1703 wurde er zum Organisten der Neuen Kirche bestallt. Zu seinen Aufgaben gehörte das Orgelspiel in den Hauptgottesdiensten an Sonn- und Feiertagen, der Betstunde montags um 7 Uhr, der Vesper mit Beichte mittwochs um 14 Uhr sowie zur Frühpredigt donnerstags um 7 Uhr. Im Juli 1707 trat Bach das Amt des Organisten an der Kirche Divi Blasii zu Mühlhausen an.

Im Gedenkjahr an Bachs 250. Geburtstag 1935 wurde die Neue Kirche in „Bach-Kirche“ umbenannt. An der Stützmauer, unterhalb des Chorraums beim Hopfenbrunnen, erinnert seit 1957 eine Marmortafel an Bachs Wirken in Arnstadt.

 

Bildrechte Bach-Archiv Leipzig (Dr. Markus Zepf - März/November 2018)