Wohnhaus Johann Christian Hoffmanns
Wenige Meter von der Johanniskirche entfernt befand sich neben der Einmündung zur heutigen Querstraße das Wohnhaus des Geigen- und Lautenmachers Johann Christian Hoffmann. Sein Großvater, der aus Kammerberg bei Ilmenau stammende Geigenmacher Veit Hoffmann hatte 1652 in der Thomaskirche Anna Maria Hieronymus aus Dahlen (etwa 40 Kilometer östlich von Leipzig) geheiratet, die ein Haus in der Bettelgasse (heute Johannisgasse) in die Ehe einbrachte, wo Veit Hoffmann offenbar seine Werkstatt betrieb. Sein Sohn Martin Hoffmann erwarb 1698 ebenfalls in der Bettelgasse ein größeres Haus mit „Seiten Gebäudgen nebst einen darvor stehenden Garten“, der an den Südrand des Großbosischen Gartens grenzte (Hoffmann 2015, S. 47). Sein Sohn aus erster Ehe, Johann Christian Hoffmann, erwarb schließlich 1727 das zweigeschossige Haus im Grimmaischen Steinweg von seinem im Vorjahr verstorbenen Schwager, dem Rotgießer Johann Friedrich Messkens. Hoffmanns zweite Ehefrau, Elisabeth, brachte im September 1736 zwei weitere Häuser, wenige Meter entfernt am Anfang des Grimmaischen Steinwegs gegenüber dem Poststall in die Ehe ein; diese Gebäude waren vermietet und fielen nach Hoffmanns Tod an die Familie seiner verstorbenen Frau zurück.
Die Familie Hoffmann stattete die Leipziger Kirchen mit qualitativ hochwertigen Streichinstrumenten aus. Am 30. April 1721 notierte der Neukirchen-Organist Georg Balthasar Schott: „Zur Neuen Kirchen gehören folgende Instrumenta alß: 2. Violinen / 1. Viola. / 1. Violoncello. / Welche alle der hiesige Instrumentenmacher Hoffmann verfertiget.“ 1730 lieferte er abermals zwei Violinen, Viola und Violoncello für 36 Taler, am 23. Dezember 1737 einen Violone für 24 Reichstaler (Hoffmann 2015, S. 118). Für die Kirchenmusik an den beiden Hauptkirchen bestellte Johann Sebastian Bach bei dem „Königlich Polnischen und Churfürstlich Sächsischen HoffInstrument- und Lautenmacher“ ebenfalls „2. neue feine violinen, 1. dergl. Viola, und 1. Violon Cello mit zubehörigen Bögen“, die Hoffmann 1729 für insgesamt 36 Taler lieferte (Dok II, 272). Die beiden Violinen und die Viola sind überarbeitet erhalten und in der Pank-Sakristei der Thomaskirche ausgestellt. Spätestens 1734 ließ Bach die regelmäßige Pflege der Streichinstrumente dem Geigen- und Lautenmacher übertragen, für die Jahre davor sind bislang keine Dokumente bekannt geworden (Dok II, Nr. 160).
Über diese dienstlichen Belange hinaus sind zwei Belege für freundschaftliche Kontakte bekannt. Am 13. März 1730 war Bach Pate bei der Taufe von Maria Rosina Schramm, deren gleichnamige Mutter Hoffmanns Halbschwester war. Auf eine durchaus freundschaftliche Verbindung zwischen dem Director Musices und dem Geigenbauer verweist Hoffmanns Testament vom 11. September 1748, worin er unter Punkt 11 festlegte: „Wenn sich bey meinen Absterben verfertigte Musicalische Instrumente, so mein eigen sind, befinden, sollen selbe nicht alle verkaufft werden, sondern nachgesezte meine lieben Freunde nehmlich: 1.) H. D. George Andreas Joachim, 2.) Herr Capell-Meister Johann Sebastian Bach, 3.) Herr Johann David Kirsch, 4.) Hr. Johann Christian Weyrauch, 5.) Hr. Carl Gotthelff Gerlach, sollen sich durch das Loß darein theilen, jedoch daß meine Erbin zwey Stück, welche sie ohne Loß nach ihren Gefallen davon wegnehmen kann, vor sich behält, die andern nebst ihr benandten Freunde sollen jeglicher vor sich durchs Loß ein Stück erhalten.“ (Hoffmann 2015, S. 116 sowie Dok II, Nr. 573). Hoffmann starb am 1. Februar 1750, Bach am 28. Juli – zu einem unbekannten Zeitpunkt hatte er das Erbe seinem Sohn Johann Christoph Friedrich Bach, „Cammer Musicus bey des Herrn Grafens von der Lippe Excell.“ in Bückeburg übertragen, der am 7. August 1750, also zehn Tage nach seines Vaters Tod, zugunsten von Hoffmanns Erben auf das Musikinstrument verzichtete (Dok II, Nr. 613 und Dok II, Nr. 613a).
Bildnachweis: Bach-Archiv Leipzig (Dr. Markus Zepf, März 2020)