Wohnhäuser »Hinter der Kirche«

Die Häuserzeile nördlich der Stadtkirche St. Peter und Paul befand sich seit dem Mittelalter in kirchlichem Eigentum und diente sowohl den Kirchen- als auch Schulbediensteten als Dienstwohnung. Seit 1823 ist im heutigen Herderplatz 12 der Stadtkantor nachweisbar. Sofern dies auch zur Bach-Zeit dessen Dienstwohnung war, lebte hier von 1697 bis zu seinem Tod am 30. November 1726 Georg Theodor Reineccius.

Zwei Häuser weiter westlich lag die ehemalige Stiftspredigerwohnung, die 1856 mit der benachbarten Mädchenschule zugunsten eines Erweiterungsbaus der Bürgerschule (heute Herderplatz 9) abgebrochen wurde. In der Stiftspredigerwohnung lebte Stadtorganist Johann Gottfried Walther mit seiner Familie. Der gebürtige Erfurter wurde am 29. Juli 1707 zum Stadtorganisten gewählt und heiratete im folgenden Jahr Anna Maria Dreßler, die Tochter eines Erfurter Schneidermeisters. Stadtorganist Walther und Hoforganist Bach waren Verwandte: Walthers Großvater mütterlicherseits, Valentin Lämmerhirt aus Erfurt, war der Halbbruder von Bachs Mutter Elisabeth Lämmerhirt. Genealogisch betrachtet, war Walther für Johann Sebastian Bach ein Neffe zweiten Grades, Bach für Walther folglich ein Onkel zweiten Grades und nicht dessen Vetter, wie gemeinhin zu lesen ist. Diese Bezeichnung entstammt der damals üblichen Anrede zwischen gleichrangigen Personen, die nach Johann Heinrich Zedlers Grossem vollständigen Universal-Lexicon, Band 48, Leipzig 1746, „auch von einem jeglichen Anverwandten gebraucht [wurde], ob er gleich in noch entfernteren Grade solte befreundet seyn“.

Johann Sebastian Bach war im September 1712 Pate bei der Taufe von Johann Gottfried Walther dem Jüngeren. Im November 1713 standen Stadtorganist Walther und Hoforganist Bach gemeinsam mit Rosina Margaretha Pachtmann Pate bei Johann Gottfried Trebs, einem Sohn des Weimarer Orgelbauers Heinrich Nikolaus Trebs, der sowohl die Orgel der Schlosskirche als auch jene der Stadtkirche pflegte. Die Beziehungen zwischen Walther und Bach dürften auch nach dessen Weggang aus Weimar fortbestanden haben, sei es im Austausch von Kompositionen oder in der Lieferung von Informationen für Walthers 1732 in Leipzig gedrucktes Musicalisches Lexicon.
Johann Gottfried Walther starb am 23. März 1748 in Weimar und wurde auf dem Jakobskirchhof bestattet; sein Grabstein ist dort erhalten.

 

Jakobskirchhof

Die Jakobskirche im Norden der Weimarer Altstadt ist von einem Friedhof umgeben, der nach einem Beschluss des Stadtrats seit 1530 als alleiniger Bestattungsort in Weimar diente. Die genauen Grabstätten der meisten Einzelgräber sind heute unbekannt, jedoch haben sich zahlreiche Grabdenkmäler des 17. bis 19. Jahrhunderts erhalten, von denen einige entlang der Jakobskirche aufgestellt sind. Nahe des Eingangs ist an der westlichen Südseite des Kirchenschiffs eine etwa neun mal sechs Meter große Begräbnisstätte, in der unter anderem die Maler Lucas Cranach (1472–1553) und Johann Ernst Rentsch d. J. (1693–1767) bestattet sind. Eine Kunstsandsteinkopie von Lucas Cranachs Grabstein, der sich heute im Chorraum der Stadtkirche St. Peter und Paul („Herderkirche“) befindet, kennzeichnet diesen Ort.

Johann Sebastian Bachs Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph wurden 1713 ebenfalls auf dem Jakobskirchhof bestattet. Der am 23. Februar geborene jüngere Johann Christoph hatte „vorhero schon von der WehMutter die Noth Tauffe empfangen“ (Dok II, 56). Da keine Paten im Kirchenbuch genannt sind, dürfte das Kind bei oder kurz vor der Geburt gestorben sein. Unter den Paten seiner zwei Stunden älteren und am 15. März verstorbenen Schwester Maria Sophia Bach war Stadtkantor Georg Theodor Reineccius, der am 30. November 1726 starb und ebenfalls auf dem Jakobskirchhof beigesetzt wurde.

Aus Bachs musikalischem Umfeld haben sein ehemaliger Schüler und Nachfolger als Hoforganist, Johann Caspar Vogler (1696–1763), von Herzog Ernst August 1735 zum Vizebürgermeister ernannt, sowie der Bibliothekar und Kantatendichter Salomo Franck (1659–1725) ebenfalls auf dem Jakobskirchhof ihre letzte Ruhe gefunden. Das Totenbuch der Weimarer Stadtkirche überliefert unter dem 14. Juni 1725: „Herr Salomo Francke, Fürstl. Sächs. gesammter Ober-Consistorial-Sekretarius, ist am Tage mit einer gantzen Schule und ordentl. Leichen Prozession beerdigt worden, und wurde umb 12 Uhr mit der großen Glocke alleine, um ½ 1 Uhr wieder so, geläutet, darauf gingen die sämtl. Herren Geistlichen, voran aber die Schüler und Schul-Collegen in der Ordnung nach dem Trauer Hausse, bey fort tragung der Leiche wurde wiederum mit allen Glocken zu läuten angefangen, und so lange angehalten, bis die Leiche in der Kirche zu St. Jakob war. Die Predigt hielt Herr Gen. Sup. [= Generalsuperintendent Dr. Christian Heinrich Zeibich] und die Parentation Herr Hofprediger Fleuter.“

 

Am Chorraum der Kirche ist der Grabstein der Familie Rumpel erhalten. Maria Regina Rumpel war die Gattin des herzoglich-sächsischen Leibarztes Dr. Johann Wilhelm Rumpel und stand gemeinsam mit Bach und dem Weimarer „Landschaffts Commissarius“ Ernst Kromeyer am 27. September 1712 Pate bei der Taufe von Johann Gottfried Walther d. J. (Dok II, 54). Der Grabstein von Johann Gottfried und Anna Maria Walther befindet sich heute an der Südwand des Chorraums und ist ein optisch ansprechendes Beispiel barocker Grabkultur. Unter dem Spruch aus der Offenbarung des Johannes 2, 10b „Sey getreu bis in den Todt so will ich dir die Crone des Lebens geben“, folgen – flankiert von Totenköpfen – in einem geschwungenen Spruchband die Worte aus Psalm 150, 5: „Lobet ihn mit hellen cymbeln: Lobet ihn mit wohlklingenden [cymbel]“. Darunter sind zwei Medaillons mit Inschriften (Abkürzungen aufgelöst):

„Hier ruhet / der weyl:[and] / wohl Edle Herr / Johann Gottfried / Walther / F. S: Weymrischer Hoff / Musicus und Organist an / der hiesigen Catheral [sic] Kirchen / zu St. Petri und Pauli, ward / gebohren zu Erffurth d 18. / Sept. 1684 wurde hieher / vociret anno 1707, hat in seinem / Ehe Stande 4 Söhne und 4 / Töchter gezeuget, und ist, / nach dem er hier 40 Jahr, in / Diensten gestanden, und sein / Leben auf 63 Jahr 6 M. / 6 T. gebracht, d. 23. / Mart: 1748 in seinem / Erlöser seelig / gestorben.“

Das rechte Medaillon berichtet in abweichender Schrift: „Frau / Anna Maria / Waltherin geb. / Dreßlerin geb. zu / Brunchewinde d. 8. Nov. / 1688 gest. d 23 Junij 1757. / Zu ihrer Eltern Füssen ruher [sic] / Herr Johann Christoph / Walther Music Director und / erster Organiste am Münster zu / Ulm geb. d. 8 Julij 1715 starb / nach einen kurtzen Aufent / halt allhier d 25. Aug 1771 / u. Frau Wilhelmina Ma / ria Martini, weyl[and] Herrn / Christian Martini / Herzogl. Sachs. Weim. u. / Eisen. Cammer Fourier / hinterlassene Wittbe. / geb. d 25. Dez. 1723 / verschied im H / d. 3. Aug. / 1785“

Am Fuß des Steines ist zudem eine nur schwer lesbare Inschrift für Walthers Enkel und dessen Frau angebracht.

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Stadtkirche St. Peter und Paul

Die Familie Bach gehörte zur evangelisch-lutherischen Stadtgemeinde St. Peter und Paul. Das Gotteshaus ist seit dem 13. Jahrhundert im Herzen der Stadt Weimar nachweisbar. Die Patronatsrechte lagen zunächst bei den Stadtherren, den Grafen von Orlamünde, die sie 1284 dem Deutschen Orden übertrugen. Die Kirche war bis 1530 von einem Friedhof umgeben, der nach seiner Auflassung allmählich dem Töpfermarkt (heute Herderplatz) zugeordnet wurde.
Laut Inschriften dürfte der Turm 1493 vollendet worden sein; von 1498 bis 1500 erfolgte der Neubau der dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche mit neu geostetem Chorraum. Die Stadt Weimar übernahm 1513 das Patronatsrecht der Kirche, in der zwischen 1518 und 1540 mehrfach Martin Luther predigte. Mit Magister Johann Grau (Caesius) wurde 1525 der erste evangelische Pfarrer eingesetzt.
Herzog Johann Friedrich I. von Sachsen-Weimar bestimmte 1552 die Stadtkirche zur landesfürstlichen Grablege. In herzoglichem Auftrag begann Lucas Cranach d. Ä. wohl 1552 mit dem Entwurf des dreiteiligen Flügelaltars, den sein gleichnamiger Sohn bis 1555 (vermutlich mit Beteiligung des Cranach-Schülers und Hofmalers Peter Roddelstet, genannt von Gottlandt) vollendete. Der Flügelaltar war Teil einer imposanten Doppelgrabanlage für Herzog Johann Friedrich I. (1503–1554) und Magdalena Sibylle von Jülich-Cleve-Berg (1512–1554) am Eingang des Chorraums. Die beiden großen brozenen Grabplatten liegen auf einem kunstvoll verzierten Steinsockel nahe den Chorstufen; das Kunstschmiedegitter ist zwar erhalten, beim Wiederaufbau der Kirche aber nicht mehr montiert worden. Schon 1560 wurde der Altar separat aufgestellt, damit die Pfarrer mit dem Gesicht zur Gemeinde die Gottesdienste feiern können.

 

Im Chorraum und dem nördlichen Seitenschiff befinden sich zahlreiche weitere Grabdenkmäler und Epitaphe der Herzöge von Sachsen-Weimar, unter denen das monumentale Epitaph für Herzog Johann (1570–1605) und Herzogin Dorothea Maria (1574–1617) aus Marmor und Alabaster zugleich den Eingang in die 1617 abgetrennte Taufkapelle im nordöstlichen Seifenschiff bildet.
Herzog Ernst August ließ 1726 die Kirche modernisieren, doch nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Stadtrat kamen die Arbeiten schon im folgenden Jahr zum Erliegen. Unter Hofbaumeister Johann Adolf Richter erhielt das Gotteshaus 1735–1745 anstelle der gotischen Spitzbogenfenster neue Rundbogenfenster, eine neue hölzerne Doppelempore, die baufälligen spätgotischen Steingewölbe wichen verputzten Holzgewölben. Gegenüber der 1741 angebrachten neuen Kanzel befand sich seit 1738 der erneuerte, verglaste Fürstenstand, dessen farbiges Allianzwappen an der Emporenbrüstung erhalten ist.
Von 1776 bis zu seinem Tod 1803 wirkte Johann Gottfried Herder als Generalsuperintendent und Oberhofprediger an der Stadtkirche. Spätestens mit der Enthüllung des von Ludwig Schaller (1804–1865) geschaffenen, durch Ferdinand Miller in der Königlichen Gießerei bei München in Bronze gegossenen überlebensgroßen Herder-Denkmals vor der Südseite der Kirche am 25. August 1850 setzte sich volkstümlich der Name „Herderkirche“ durch.
Am 9. Februar 1945 zerstörten Sprengbomben große Teile der Kirche; ab 1948 wurde sie schrittweise wiederaufgebaut. Der Schriftsteller Thomas Mann erhielt 1949 den Weimarer Goethe-Preis verliehen und stiftete das Preisgeld in Höhe von 20.000 DM für den Wiederaufbau der Kirche, die schließlich am 14. Juni 1953 geweiht wurde.

Der Hofmusiker Johann Sebastian Bach lernte die Kirche 1703 in ihrer gotischen Gestalt mit Spitzbogenfenstern und der alten Kanzel kennen. In seiner Amtszeit als Hoforganist und Konzertmeister ließen Johann Sebastian und Maria Barbara Bach am etwa gleichzeitig mit der Kirche entstandenen Taufstein ihre Kinder taufen, nämlich am 29. Dezember 1708 Catharina Dorothea, am 24. November 1710 Wilhelm Friedemann, am 10. März 1714 Carl Philipp Emanuel und am 12. Mai 1715 Johann Gottfried Bernhard Bach; die Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph hatten zuhause eine Nottaufe empfangen.

Organist der Stadtkirche war seit 1707 Bachs Neffe zweiten Grades, Johann Gottfried Walther. Da an hohen Festtagen die Hofgottesdienste in der Stadtkirche gefeiert wurden, dürfte zu diesen Anlässen Johann Sebastian Bach die 1684 von Christoph Junge mit 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal erbaute Orgel gespielt haben. Von 1697 bis zu seinem Tod am 30. November 1726 bekleidete Georg Theodor Reineccius das Amt des Stadtkantors. Anlässlich von Maria Sophia Bachs Nottaufe am 23. Februar 1713 ist er an dritter Stelle unter den Paten genannt (Dok II, 56).

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Wohnhaus Markt 16

Mit dem Wohnhaus Markt 16 ist erstmals eine Wohnung von Johann Sebastian Bach und seiner Familie belegt – für seine Aufenthalte in Eisenach, Lüneburg, Arnstadt, Mühlhausen und später auch Köthen sind die Wohnungen unbekannt. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude gegenüber dem Roten Schloss lag an der Süd-Ost-Ecke des Marktplatzes. Als sogenanntes Freihaus war es mit Ausnahme der Landes- und Türkensteuer von Abgaben befreit. Das Vorderhaus verfügte über zwei Stockwerke, ferner Nebengebäude im Hinterhof sowie einen kleinen Garten. 1701 erwarb der Hofmusiker Johann Paul von Westhoff das Haus. Zwischen 1674 und 1698 war er Violinist und Informator der sächsischen Prinzen am Dresdner Hof und stand dort wegen seiner hohen Kunstfertigkeit in hohem Ansehen. Verschiedentlich wurden Spekulationen angestellt, dass Johann Sebastian Bach während seiner ersten Weimarer Anstellung als „musikalischer Lakai“ 1703 bei Paul von Westhoff wohnte und dieser ihm sogar eine seiner Violinen schenkte. Bislang sind aber keinerlei verlässliche Quellen dazu bekannt geworden.

Johann Paul von Westhoff wurde am 17. April 1705 in Weimar begraben, das Freihaus Markt 16 erwarb der Pagenhofmeister und Hofmusiker Adam Immanuel Weldig. Der ehemalige Leipziger Thomasschüler war 1697 als Falsettist und Pagenhofmeister an den Hof des Herzogs Wilhelms Ernst gekommen und hatte am 18. August 1698 das Weimarer Bürgerrecht erworben. Im Frühjahr 1709 sollte eine Reform der Haussteuern helfen, den stark angestiegenen Schuldenstand zu verringern. So entstand im März eine Liste von Bewohnern der Freihäuser, die im Gebäude Markt 16 Hofmeister Weldig „benebst seiner Familie, und 2. Mägden“ sowie den „Organist[en]: Johann Sebastian Bach, nebst seiner Liebsten, und ihrer Schwester“ (vermutlich die am 28. Juli 1729 in Leipzig verstorbene Friedelena Margaretha Bach) nennt (Dok II, Nr. 45). Weldig wechselte im Sommer 1713 an den herzoglichen Hof nach Sachsen-Weißenfels und verkaufte am 22. August das Freihaus an Oberhofmeister von Benckendorff, der es für den unmündigen Prinzen Johann Ernst von Sachsen-Weimar erwarb. Der musikalisch begabte Prinz war sowohl Schüler von Johann Sebastian Bach als auch von Stadtorganist Johann Gottfried Walther. Er starb am 1. August 1715 in Frankfurt am Main, das Freihaus erbte seine Mutter, Herzogin Charlotte Dorothea Sophia. Wie lange die Familie Bach hier wohnte, ist unbekannt.

 

Maria Barbara und Johann Sebastian Bach wurden in Weimar sechs Kinder geboren, von denen mit einiger Sicherheit Catharina Dorothea (getauft am 29. Dezember 1708), Wilhelm Friedemann (geboren am 22. September 1710) sowie die Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph (geboren am 23. Februar 1713 und kurze Zeit darauf gestorben) im Markt 16 zur Welt kamen. In welchem Gebäude die beiden jüngsten Weimarer Kinder Carl Philipp Emanuel (geboren am 8. März 1714) und Johann Bernhard Bach (geboren am 11. Mai 1715) zur Welt kamen, ist unbekannt. Unter den Paten des am 10. März 1714 getauften Carl Philipp Emanuel Bach verzeichnet das Weimarer Kirchenbuch an erster Stelle Adam Immanuel Weldig, „itzo F[ürstlich] S.[achsen] Weißenfelßischer Pagen Hoffmeister u Cammer Musicus“ (Dok II, Nr. 67). Wenige Tage später, am 22. März 1714, ist Bach als Pate in Abwesenheit bei der Taufe von Weldigs Sohn Johann Friedrich Immanuel in Weißenfels eingetragen (Dok II, Nr. 68).

Das Wohnhaus Markt 16 wurde im Lauf der Jahrzehnte mehrfach verändert, im 19. Jahrhundert mit dem östlichen Nebengebäude vereinigt und mit diesem im Zweiten Weltkrieg bis auf die Kellergewölbe zerstört. Eine in den 1950er Jahren enstandene Blendmauer verdeckt heute den Parkplatz des benachbarten Hotels. Anstelle des westlichen Nachbargebäudes erinnert in einem rekonstruierten Portal ein 1757 datierter Schlussstein mit Posthorn an die hier untergebrachte Posthalterei. Rechts daneben hält eine inhaltlich nicht in allen Teilen zutreffende Gedenktafel die Erinnerung an die Familie Bach wach, die (abweichend von der Inschrift) das östlich (links) gelegene Wohnhaus bewohnte.

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Bach privat

Über Bachs private Beziehungen in der Residenzstadt Weimar liegen – wie meist – nur wenige Belege vor. Wenigstens für das Jahr 1709 ist die Wohnung der Familie Bach bekannt, nämlich das Freihaus Markt 16 gegenüber dem Roten Schloss. Persönliche Beziehungen bestanden vermutlich zum Kantatendichter Salomo Franck, vielleicht auch zum Lateinschulrektor Johann Christoph Kiesewetter, der zu Bachs Schulzeit in Ohrdruf die dortige Lateinschule leitete, sowie zu Orgelbauer Heinrich Nikolaus Trebs, der 1709 aus Frankenhausen nach Weimar kam und 1716 zum Hoforgelbauer ernannt wurde.

Jakobskirche

Im Norden der Residenzstadt Weimar erhebt sich auf einer leichten Anhöhe die Jakobskirche. Einer teilweise überlieferten Altarinschrift zufolge, war der turmlose Vorgängerbau 1168 geweiht worden. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1535 geschlossen und als Kornhaus benutzt. Nach einer Renovierung 1579 neu geweiht, diente sie fortan hauptsächlich als Begräbniskirche, denn der Stadtrat hatte 1530 den umliegenden Kirchhof zu Weimars alleinigem Begräbnisplatz bestimmt. In der alten Jakobskirche stand Bach am 17. Januar 1711 bei der Taufe von Magdalena Dorothea Becker Pate, der Tochter des Strumpfwirkers Johann Caspar Becker und seiner Ehefrau Anna Maria, geborene Hartung aus Martinroda bei Arnstadt.
Auf Befehl Herzog Wilhelm Ernsts von Sachsen-Weimar wurde das baufällige Gotteshaus 1712 abgebrochen und über dem alten Grundriss nach Plänen von Baumeister Johann Mützel oder Christian (II.) Richter als hochaufragende Saalkirche mit drei umlaufenden Emporen neu errichtet. Im späten 16. Jahrhundert war an der Nord-Ost-Seite des Chorraums eine Grabkapelle der Familie Wex entstanden; die letzte Beisetzung darin hatte 1682 stattgefunden. Die Kapelle wurde aufgehoben und zur Sakristei umgebaut. An der Westseite entstand der Turm mit quadratischem Grundriss. Bis zur Firsthöhe des Langhauses ist er massiv gemauert, darauf eine zweigeschossige Fachwerkkonstruktion über achteckigem Grundriss gesetzt, in der sich die Türmerwohnung sowie die Glockenstube befinden.

Am 6. November 1713 fand die Weihe der neuen Jakobskirche mit einer „angestellten Procession in Galla“ unter Teilnahme der Stadträte, von Hofstaat und Hofmusik statt; namentlich genannt ist auch der Hoforganist Johann Sebastian Bach, obwohl die Kirche erst 1720 (Bach war bereits Kapellmeister in Köthen) eine von Orgelmacher Heinrich Nikolaus Trebs erbaute Orgel erhielt. Hofsekretär Theodor Benedikt Bormann überlieferte die Gottesdienstfolge mit der Aufführung einer Missa und eines weiteren, unbekannten Werks und bemerkte: „die Capelle benebst der Cantorey nahm die oberste Empor-Kirche ein“ (Dok II, 60).
Die Jakobskirche war fortan ordentliche Pfarrkirche der Stadt Weimar, das Patronat lag beim Stadtrat. Herzog Ernst August bestimmte die Jakobskirche 1728 zur Garnisonkirche. Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar ließ das Innere 1767 umfassend erneuern. Nach dem verheerenden Schlossbrand vom Mai 1774 wurde die schlichte Jakobskirche zur Hofkirche. Während der Befreiungskriege diente sie zeitweise als Lazarett, bis 1817 auch als Lagerhaus – starke Verwüstungen des Kircheninneren waren die Folge. Großherzog Carl August ließ die Kirche zum Reformationsjubiläum 1817 renovieren und den erhaltenen Kanzelaltar einbauen, bekrönt mit der himmelanschwebenden Christusfigur von Hofbildhauer Johann Peter Kauffmann.
An die Bach-Zeit erinnert im Kircheninnern nur wenig, einzig die 1631 von Melichor Möhring in Erfurt gegossene Glocke im Turm lässt noch immer ihre Stimme über die Dächer Weimars erschallen. Die Bronzeglocke mit Schlagton g1 und Darstellungen einer Madonna auf der Mondsichel sowie des Erzengels Michael gilt als Kriegsbeute Herzog Wilhelm IV. aus der mehrfach geplünderten Benediktinerabtei Gerode im Eichsfeld. Bis Weihnachten 1713 war sie die einzige Läuteglocke im Weimarer Schlossturm, seither hängt sie (zunächst mit zwei weiteren, 1713 von Nicolaus Jonas Sorber aus Erfurt gegossenen Glocken) auf dem Jakobskirchturm. Die größere der beiden Sorber-Glocken sprang 1872 und wurde 1876 durch die Gebrüder Ulrich aus Apolda umgegossen; 1917 fiel sie mit der kleineren Sorber-Glocke der gefräßigen Kriegsindustrie zum Opfer. Seit 1964 ergänzen zwei Bronzeglocken der Gießerei Franz Schilling Söhne, Apolda, mit Schlagton fis1 und h1 das Geläut der Jakobskirche.

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Schlossturm mit Torbau

Der weithin sichtbare Schlossturm prägt Weimars Stadtbild. Der wohl auf älteren Resten im 12./13. Jahrhundert errichtete zylindrische Unterbau besaß noch zur Bach-Zeit einen gotischen Spitzhelm. Baumeister Gottfried Heinrich Krohnes konzipierte 1726–1729 die achteckige zweigeschossige Turmhaube in einer kupferverkleideten Holzkonstruktion. Nun fanden im Schlossturm fünf klangschöne (erhaltene) Glocken ihren Platz, die Nikolaus Jonas Sorber aus Erfurt bereits 1712/13 gegossenen hatte und die zuvor im Schlosshof in einem Holzgestell geläutet wurden. Die Turmlaterne mit der abschließenden Bekrönung (in der die Schlagglocke hängt) wurde 1752 verändert und wohl zu dieser Zeit auch das Hofdamenhaus neben dem Schlossturm vollendet. Das historische Ensemble um Schlossturm, Torbau und Hofdamenhaus blieb im Mai 1774 von dem Schlossbrand verschont.

Südlich an den Schlossturm schließt der Torbau mit seinem verwinkelten, kreuzähnlichen Grundriss an. Seine ältesten Teile datieren ebenfalls ins 12./13. Jahrhundert und bildeten die Südwestecke der mittelalterlichen Fürstenburg. Über der inneren Tordurchfahrt befindet sich der älteste Weimarer Wappenstein mit landgräflichem Wappen, dessen lateinische Inschrift berichtet: „A[nno] na[ti]vitate d[omi]ni mccccxxxix sunt hec arma turingica et structura valfe co[m]pleta“ (Seit des Herrn Geburt 1439 sind diese thüringische Wehr und der Bau des Thores vollendet worden).

Sein heutiges Aussehen erhielt der Torbau ab 1531 durch Nikolaus Gromann. Da hier zeitweise das Gericht untergebracht war, ist der Torbau bis heute einer der vermuteten Orte von Bachs Arretierung, zu der das Hofprotokoll lediglich festhält, dass der Hoforganist und Konzertmeister vom 6. November bis 2. Dezember 1717 „wegen seiner Halßstarrigen Bezeügung v. [= und] zu erzwingender dimission, auf der LandRichter-Stube arrêtiret, v[nd]. endlich d[en]. 2. Dec. darauf, mit angezeigter Ungnade“ aus herzoglich-weimarischen Diensten entlassen worden war (Dok II, 84). Wo sich die Landrichterstube befand, ist unbekannt.

Bildnachweis: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Gelbes Schloss

Herzog Johann Ernst III. von Sachsen-Weimar ließ 1702–1704 nördlich des Roten Schlosses mit dem zweigeschossigen Gelben Schloss eine weitere Schlossanlage errichten. Die Pläne lieferte Baumeister Johann Mützel, der 1709 das heutige Goethe-Haus am Frauenplan erbaute. Die herzogliche Absicht hinter dem Bauvorhaben, das während Bachs erstem Weimar-Aufenthalt realisiert wurde, ist nicht eindeutig geklärt, vermutlich plante er seinem Sohn Ernst August I. (aus der ersten Ehe mit der 1694 verstorbenen Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst) das Rote Schloss zu überlassen und sich mit seiner zweiten Gemahlin, Herzogin Charlotte Dorothea Sophia in das Gelbe Schloss zurückzuziehen. Deren Initialen CDSDSLHH („Charlotta Dorothea Sophia Dux Saxoniae Landgrafia Hasso-Homburgiae“) sind in Form verzierter Eisensplinte in den Zugankern an der Fassade zum Grünen Markt wieder angebracht, während die kürzere Fassade an der Kollegiengasse vier Splinte in Zahlenform („1 7 0 4“) enthält.
Beim Wiederaufbau des im April 1945 stark beschädigten Gebäudes wurde das Innere verändert und das einstige Portal am Grünen Markt zu einem Fenster umgestaltet. Darüber halten zwei gekrönte (aber wenig kunstvolle) schwarze Löwen unter einem Königshut das Monogramm der Herzogin, die das Schloss bis zu ihrem Tod am 29. August 1738 bewohnte. Gemeinsam mit dem Roten Schloss wurde die Anlage 2002–2005 aufwendig zum Studienzentrum der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek mit unterirdischen Magazinräumen umgebaut und mit der Bibliothek im Grünen Schloss verbunden.

Die Musik war im Gelben Schloss auch in Form dekorativer Stuckelemente vertreten. Im Nebenzimmer des Speisesaals im Obergeschoss stellten Stuckaturen unter anderem die Weisheit, den Gesang und den Ruhm dar. Das Gelbe Schloss gehörte 1708–1717 zu Bachs Dienstorten, denn hier musizierte er mit der Hofkapelle Herzog Johann Ernst III. und pflegte ausweislich der Rechnungsbücher mindestens zwischen dem 9. Dezember 1709 und dem 6. Februar 1710 die Kielklaviere (Dok II Nr. 49). Gemeinsam mit dem im Juli 1707 bestallten Weimarer Stadtorganisten Johann Gottfried Walther erteilte er Prinzessin Johanna Charlotte von Sachsen-Weimar (1693–1751) sowie ihrem jüngeren Halbbruder, dem musikalisch hochbegabten Prinzen Johann Ernst IV. (1693–1715) Musikunterricht. Während Johann Sebastian Bach fünf Konzerte des Prinzen für Tasteninstrumente bearbeitete (BWV 592, 595, 982, 984, 987), widmete ihm Johann Gottfried Walther zum Namenstag am 13. März 1708 die handschriftliche Praecepta der Musicalischen Composition.
Der Prinz starb am 1. August 1715 im 18. Lebensjahr in Frankfurt am Main und wurde in Bad Homburg, dem Familiensitz der mütterlichen Linie, beigesetzt. Für den Gedächtnisgottesdienst am 2. April 1716 in der Weimarer Schlosskirche berichten die Akten von der Aufführung einer Kantate Was ist, das wir Leben nennen, die Johann Sebastian Bach und seinem Weimarer Textdichter Salomo Franck zugeschrieben wird (BWV 1142). Eine zwei Tage später verbuchte Auszahlung von 45 Gulden 15 Groschen an Franck, Bach, den Buchdrucker und weitere Hofbediente „vor praesentirte Carmina“ könnte daher mit dem Trauergottesdienst in Verbindung stehen (Dok II, Nr. 77).

Rotes Schloss

Als musizierender Lakai gehörte Johann Sebastian Bach im Frühjahr und Sommer 1703 der Hofkapelle des mitregierenden Herzogs Johann Ernst III. von Sachsen-Weimar an, der bis zu seinem Tod am 10. Mai 1707 das Schloss bewohnte. Ob die Proben ebenfalls hier stattfanden, ist bislang unklar, ebenso, wo Bach wohnte. An den Hofmusiker bzw. nachmaligen Hoforganisten und Konzertmeister erinnert seit 1995 an der Südseite des Schlosses eine Bronzebüste.

Das „Rote Schloss“ säumt die Ostseite des Marktplatzes. Woher das Gebäude mit seiner (nach Befund rekonstruierten) grauen Fassade den Namen erhalten hat, ist unklar; Bauhistoriker vermuten eine Ableitung von den rot gestrichenen Fensterrahmen. Entstanden ist es 1574–1576 für Herzogin Susanna Dorothea, der Witwe des am 2. März 1573 gestorbenen Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar, die hier bis zu ihrem Tod am 8. April 1592 wohnte.

An der Kollegiengasse schließt sich im Norden der zweigeschossige Gleichensche Hof an, benannt nach den früheren Besitzern, den Grafen von Gleichen; das Gebäude wurde schon im frühen 17. Jahrhundert dem Roten Schloss eingegliedert. Nachdem ein Feuer am 2. August 1618 große Teile der benachbarten Residenz „Schloss Hornstein“ zerstört hatte, diente zunächst das vergrößerte Rote Schloss für mehrere Jahrzehnte als Residenz. Mit einem bedeckten Gang aus Fachwerk war das Gebäude mit der Residenz verbunden. Das heutige Aussehen entstand im 19. Jahrhundert, nachdem einige Erker und „Ausbauten“ entfernt worden waren. Nach umfassenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten ist das Rote Schloss mit dem benachbarten Gelben Schloss zum Studienzentrum der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek geworden und unterirdisch mit dem gegenüberliegenden Grünen Schloss verbunden, das die namensgebende Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar 1760 zum Bibliotheksgebäude bestimmt hatte.
Wie einstmals Johann Sebastian Bach betritt auch heute der Besucher das Rote Schloss durch ein farbig gefasstes Renaissance-Portal an der Kollegiengasse. Über dem Portal ist das Allianzwappen der Auftraggeberin angebracht, aus dem Giebelfeld blickt eine Porträtbüste des Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar-Coburg. Dass der Landesherr zum Zeitpunkt der Herstellung bereits gestorben war, zeigen die Genien mit Sanduhr und Totenschädel auf der Außenseite des Giebels.

Fotos: Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)

Schlosskirche »Weg zur Himmelsburg«

Als Hoforganist war Johann Sebastian Bach von 1708 bis 1717 hauptsächlich an der Orgel der Schlosskirche „Weg zur Himmelsburg“ tätig. Das Gotteshaus war im südlichen Ostflügel der Wilhelmsburg untergebracht und wurde durch den Schlossbrand 1774 zerstört. Giovanni Bonalino hatte 1618 die Kirche als schmalen, längsorientierten Raum mit einer Grundfläche von 24 Metern Länge und 8,60 Metern Breite über den mittelalterlichen Fundamenten mit zwei Geschossen konzipiert; die Pläne setzte Nicol Theiner ab 1623 um. Am 28. März 1630 konnte die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht werden.
Mit dem Ausbau des Schlosses zur „Wilhelmsburg“ ließ Herzog Wilhelm IV. durch Landbaumeister Johann Moritz Richter auch die Schlosskirche verändern und am 28. Mai 1658 als „Weg zur Himmelsburg“ neu weihen. Lutherischen Vorstellungen folgend, nahm ein Kanzelaltar die zentrale Position im etwa 16 Meter hohen Raum ein: auf den Altarstufen der Altar, umgeben von vier hölzernen Palmen, darüber die Kanzelaufsatz für die Verkündigung von Gottes Wort und über der Spitze eines mit Elementen aus Jakobs Traum verzierten Obelisken schließlich in einem separaten Gewölbe die „Capella“ genannte Musikempore mit dem Orgelgehäuse als Symbol für den Lobpreis Gottes. Über zwei umlaufende Emporen war die Schlosskirche von den angrenzenden Herrschaftsräumen zugänglich, wobei die herzogliche Familie dem Altar gegenüber in der ersten Empore den Fürstenstand nutzte. Eine um 1658 entstandene Gouache von Baumeister Johann Christian Richter hält den Zustand nach der Einweihung fest, der im Laufe der Jahrzehnte Änderungen erfuhr.

Die Musikempore in der Capella war durch eine verschließbare, circa 7 mal 5,60 Meter große Öffnung im Gewölbe mit dem Kirchenraum verbunden. Die 1657 aus der Erfurter Barfüßerkirche erworbene Orgel war nur mit einem flachen Prospekt sichtbar, denn der größter Teil des Pfeifenwerks befand sich dahinter in einem eigens auf dem Schlossdach errichteten Tonnengewölbe – Temperaturschwankungen und Witterungseinflüsse beeinträchtigten das Orgelwerk. Die zahlreichen Veränderungen der Orgeldisposition dürften ebenfalls in dieser eigenwilligen Aufstellung ihre Ursache haben. Zu Beginn von Bachs Dienstzeit hatte Johann Conrad Weishaupt aus Gotha einen Umbau abgeschlossen. Der in Weimar seit 1709 tätige Orgelmacher Heinrich Nikolaus Trebs vergrößerte 1712 die Disposition, vermutlich im Zusammenwirken mit Bach. Die große Last des Orgelwerks beeinträchtigte immer wieder die Statik der Empore, weshalb die von Bach gespielte Orgel 1756 abgebaut und nach einer Sanierung der Empore eine kleinere Orgel errichtet wurde, die am 6. Mai 1774 verbrannte.
Bach und Trebs pflegten offenbar freundschaftliche Kontakte. Gemeinsam mit dem Stadtorganisten Johann Gottfried Walther stand Bach am 27. November 1713 Pate bei der Taufe von Johann Gottfried Trebs (Dok II, Nr. 61).

Für die Orgel der Weimarer Schlosskirche schuf Bach zwischen 1708 und 1717 die meisten seiner erhaltenen Orgelwerke. Mit seiner am 2. März 1714 datierten Ernennung zum Konzertmeister am Hofe Herzog Wilhelm Ernsts war zudem festgeschrieben, dass er „Monatlich neüe Stücke“ liefern musste. Auf sein Verlangen hatten die Hofmusiker zu den Proben zu erscheinen und Hofsekretär Theodor Benedikt Bormann ergänzte: „Das probiren der Musicalischen Stücke im Hause oder eigenem Logiament, ist d. 23 Mart. 1714. geendert, v. [= und] das es jedesmahl uf der Kirchen-Capelle geschehen solle, expresse befohlen worden.“ (Dok II, 66) Ein Inventar der Musikempore nennt ein zusätzliches Orgelpositiv mit (einer 1712 durch Orgelbauer Trebs erneuerten) Bank, dazu ein Cembalo, Tisch, Schrank für die Musikinstrumente sowie 14 Lehnstühle. Notenpulte waren vermutlich (wie damals üblich) an der Emporenbrüstung befestigt.

Bildnachweis:
Fotos - Dr. Markus Zepf (Bach-Archiv Leipzig, Juni 2019)
Gouache - Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar

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